Quergeschrieben

Der Museumsgründerin gebührt posthum vor allem Respekt

Heidi Goëss-Hortens Fehler war, Wien ein Museum zu schenken. Hätte sie nur die eigenen vier Wände mit ihrer Sammlung dekoriert, wäre ihr viel erspart geblieben.

Dem anonymen Meinungskotzen möglichst nichts entgegenzusetzen, vor allem keine Forenmoderation, die diesen Namen auch verdient, ist ein nicht sehr sympathisches, aber offenbar ziemlich einträgliches Geschäftsmodell. Also flutete anlässlich der Todesnachricht von Heidi Goëss-Horten viel missgünstige Häme, arrogante Selbstgerechtigkeits- und Empörungsprosa ungehindert durch die Online-Foren des „Standard“. Das „digitale Vermummungsverbot“, das der einstige Kultur- und Medienminister Gernot Blümel in Aussicht gestellt hat, ist gemeinsam mit den Regierungen Kurz 1 und 2 im Out gelandet.

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Dass der damalige ÖVP-Generalsekretär und nunmehrige Bundeskanzler, Karl Nehammer, den Tod der Mäzenin mit Schweigen quittiert, ist genant. Schließlich hat sich Horten wegen ihrer Spenden an die ÖVP derbste Beflegelungen à la die „Aufg'spritzte mit ihrer Zwei-Millionen-Kette“ (©Wolfgang Katzian) sowie eine Vorladung in den U-Ausschuss eingehandelt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ging die Idee zur Tranchierung der Million, mit der sich die ÖVP eine Meldung an den Rechnungshof ersparte, nicht auf Hortens Konto, sondern auf das türkiser Spindoktoren. Auch der grüne Kunstminister fand zum Tod der Museumsgründerin keine Worte. Rückgrat ist für Politiker derzeit offenbar Mangelware. Einer der letzten, der noch eins ergattert hat, ist Kärntens SP-Landeshauptmann, Peter Kaiser, der nicht vergessen hat, was das Land Heidi Horten verdankt: Mit einer Finanzspritze von knapp zehn Millionen Euro ermöglichte sie die Anschaffung medizinischer Geräte am LKH Klagenfurt, sie subventionierte den laufenden Betrieb des Tierheims in Klagenfurt, dessen Neubau sie finanziert hatte; sie beteiligte sich an der Sanierung der Klagenfurter Stadthalle, sponserte den Kärntner Eishockeyklub KAC mit mehreren Millionen Euro jährlich und sicherte wohl auch dessen Zukunft finanziell ab.

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