Erstmals regiert mit Gustavo Petro ein Linker. Die Erwartungen sind ebenso hoch wie die Ungleichheit.
Buenos Aires/Bogotá. Kolumbien hat sich für ein großes Experiment entschieden. Seine Wähler erteilten Gustavo Petro den Auftrag, das 51-Millionen-Einwohner-Land in den nächsten vier Jahren zu regieren. In seinem dritten Anlauf auf das höchste Staatsamt gelang es dem 62-jährigen Ökonomen und seiner Koalition „Historischer Pakt“, eine Mehrheit links der Mitte zu erzielen. Ab dem 8. August wird Petro der erste linke Präsident Kolumbiens sein, der noch dazu nicht der Elite entstammt, deren traditionelle Parteien wenig unternommen haben, um die sozialen Ungleichheiten abzubauen.
Liberale und Konservative bekamen die Quittung bereits im ersten Wahlgang, als keiner ihrer Bewerber in die Stichwahl vorrücken konnte. Stattdessen schaffte es der 77-Jährige Bauunternehmer Rodolfo Hernández dorthin, der eine Kampagne in den sozialen Netzwerken machte. Immerhin 47,3 Prozent der Wähler setzten auf den Außenseiter, wohl vor allem, um den Sieg eines früheren Guerilleros zu verhindern.