Während drei Viertel der heimischen Betriebe kaum Auswirkungen auf die eigene Firma sehen, machen die hohen Energiepreise stark zu schaffen.
Wien. Österreich hat sich „Net Zero“-Ziele gesetzt: Bis 2040 soll die heimische Wirtschaft vollständig klimaneutral funktionieren. Das würde einen erheblichen Schritt in Richtung des 1,5-Grad-Ziels bedeuten, also dass die Durchschnittstemperatur auf der Erde weniger als 1,5 Grad ansteigen wird. Sehen das Österreichs Manager genauso?
In Zusammenarbeit zwischen dem Sora-Institut und Deloitte Österreich wurden mehr als 400 österreichische Führungskräfte befragt, um genau das herauszufinden. Und das Ergebnis ist ernüchternd: Nur ein Drittel der Firmenvertreter glaubt, dass die heimische Wirtschaft bis 2040 wie gefordert klimaneutral („Net Zero“) arbeiten kann. Und mehr als 70 Prozent der Befragten glauben nicht mehr daran, dass die Menschheit das angepeilte 1,5-Grad-Ziel überhaupt noch erreichen kann.
„Bisher hat die österreichischen Unternehmen ihr unerschütterlicher Optimismus ausgezeichnet. Dieser ist in den letzten Monaten verloren gegangen. Die überwiegende Mehrheit blickt mit Skepsis in die Zukunft“, erklärt dazu Christoph Hofinger, Geschäftsführer von Sora.
Die Aussichten für die Menschheit sind zwar eher pessimistisch, wenn die Unternehmer aber auf ihre eigenen Firmen sehen, überwiegt wiederum eine andere Überzeugung: Drei Viertel der heimischen Betriebe sehen keine oder kaum Auswirkungen des Klimawandels auf das eigene Geschäftsmodell. Alexander Kainer, Partner von Deloitte, ist überrascht davon und warnt davor, diese Auswirkungen zu unterschätzen: „Viele Klein- und Mittelunternehmen, insbesondere die Dienstleister, unterschätzen heute noch die Gefahren des Klimawandels für ihr Geschäftsmodell. Das ist ein großes Risiko – denn unter diesen Betrieben finden sich zahlreiche Zulieferer der Industrie. Wenn diese Opfer des Klimawandels werden, hat das unmittelbare Auswirkungen auf die großen Industrieunternehmen und unsere Wirtschaft als Ganzes.“
Von den Firmen, die überhaupt Umstellungsbedarf sehen, hat nur ein Drittel konkrete Pläne, wie das gehen soll. Ein weiteres Drittel hat „vage Pläne“ dazu.
Was bei den heimischen Betrieben aber nicht unterschätzt wird, ist die aktuelle Energiekrise. Noch fließt das Gas, aber die Preise dafür sind extrem angestiegen. 62 Prozentder Befragten sehen sich „sehr“ und weitere 27 Prozent „ziemlich“ von den steigenden Energiepreisen betroffen. Für fast jede dritte Führungskraft sind die hohen Energiekosten existenzgefährdend.
Landwirtschaft und Industrie vorn
Tatsächlich ist die Wahrnehmung aber je nach Branche sehr unterschiedlich. Während in der Landwirtschaft und Industrie ein hohes Problembewusstsein existiert, ist das bei den Dienstleistungen noch fast gar nicht angekommen.
Besonders in den beiden erwähnten Bereichen Landwirtschaft und Industrie wird die Gefahr der Erderwärmung für das eigene Unternehmen häufig erkannt und es werden konkrete Maßnahmen für den Klimaschutz gesetzt. Laut Deloitte liegt das oft auch daran, dass kleinere Unternehmen Probleme mit den Investitionen haben. Das alles seien langfristige Investitionen, die sich auch erst auf Dauer rechnen werden – es benötigt also langfristige Förderungen und verbindliche Haftungsabsicherungen seitens des Staates.
