Staatsoper

Ein Operndilemma mit betörendem Ende

Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
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Was ist wichtiger in der Oper: Der Text oder die Musik? In Richard Strauss' so intellektuellem wie emotionalem Werk „Capriccio“ über diesen Wettstreit siegen die Töne.

Aus dem Orchestergraben der Staatsoper steigt der dünne Klang eines Streichsextetts langsam bis hoch zur Galerie. Streikt das Orchester? Wütet schon die Sommerwelle? Oder unterhalten die Musiker spontan ein eingesperrtes Publikum mit Kammermusik wie in der Terrornacht? Nein, statt einer Ouvertüre sorgte Richard Strauss mit diesem Sextett in seiner letzten Oper „Capriccio“ – die nun in einer musikalischen Neueinstudierung präsentiert wurde – für Salonstimmung und entführte das Publikum in das Schloss einer Gräfin bei Paris ins 18. Jahrhundert.

Marco Arturo Marellis Inszenierung ist schon fast 15 Jahre alt. Dank des zeitlosen Bühnendesigns, das mit beweglichen Wänden dezente Rokoko-Atmosphäre schafft, merkt man ihr das aber kaum an. Freunde moderner Deutungen werden das langweilig finden, in der Staatsoper sind sie aber historisch in der Minderheit. Die meisten wird es nicht stören, dass das Bühnenbild locker aus den 1960er-Jahren stammen könnte. Dieses Abtun der Bühnengestaltung als etwas rein Dekoratives ist auch bei Strauss zu finden. Er verarbeitete in dem Werk die ewige Konkurrenz zwischen Text und Musik in der Oper. Komponist Flamand und Dichter Olivier wetteifern darin um die Gunst der Gräfin und verlangen von ihr eine Lösung für das Dilemma: Prima la musica e poi le parole?

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