Das Ende der Regierung kommt zu einem außenpolitisch heiklen Zeitpunkt. Es droht ein Déjà-vu, in dem der Machttaktiker alles seinen Interessen unterwirft.
Das frühzeitige Aus der kunterbunten Acht-Parteien-Allianz in Jerusalem von rechtsaußen bis linksaußen war gleichsam programmiert. Alles andere wäre einem Mirakel gleichgekommen. Nur das Ablaufdatum war offen, und lediglich notorische Optimisten glaubten an eine Machtrotation zwischen Naftali Bennett und Jair Lapid zur Halbzeit der Amtsperiode in einem Jahr – womöglich nicht einmal sie selbst. Die Regierung hat ihre Mehrheit verloren. Als Konsequenz zog sie die Reißleine, ohne mit Tricks und parlamentarischen Schachzügen das Ende künstlich hinauszuschieben, wie dies wohl Benjamin Netanjahu versucht hätte.
Dass Bennett und Lapid, die ungleichen Führer der expliziten Anti-Netanjahu-Koalition, nach gerade einem Jahr ihr Scheitern eingestanden, die Auflösung der Knesset und Neuwahlen im Oktober ankündigten, konnte nach den internen Turbulenzen und taktischen Manövern der vergangenen Wochen indes niemanden überraschen. Und noch weniger, dass Netanjahu – der gewiefte Machttaktiker der israelischen Politik – wieder einmal von seinem großen Comeback träumt.