Das Bild eines Juden mit Schweinsgesicht auf Deutschlands größter Kunstschau provoziert brisante Fragen zu globalisierter Kapitalismuskritik und kultureller Ignoranz.
Schweine und Vampire: Sie zählen zu den bekanntesten Metaphern in der anklagenden Darstellung kapitalistischer Unterdrücker. Seit dem 19. Jahrhundert, teils schon davor waren sie in Umlauf. Schon damals liefen sie teils mit antisemitischen Klischees parallel, fusionierten zum Teil mit ihnen. Im nationalsozialistischen Judenhass erreichten diese Stereotypen ihren schrecklichen Höhepunkt. Danach lebten sie unterschiedlich stark verbunden weiter – im Antisemitismus verschiedenster, auch islamischer Provenienz ebenso wie in der linken Kapitalismuskritik.
Wie überlegt schöpfte das indonesische Künstlerkollektiv Taring Padi aus diesem globalen Pool politischer Protestsprache, als es vor 20 Jahren sein neun mal zwölf Meter großes Agitprop-Stoffbild „People's Justice“ anfertigte? Darauf zu sehen unter anderem ein Soldat mit Schweinsgesicht und einem Helm mit der Aufschrift „Mossad“, dem Namen des israelischen Auslandsgeheimdienstes, um den Hals ein rotes Stofftuch mit Davidstern. Etwas weiter rechts eine Figur mit Schläfenlocken, spitzen Reißzähnen, eine Zigarre eingeklemmt, auf dem Kopf eine schwarze Melone mit SS-Runen drauf.