Gleichgewicht

Studie: Wer nicht auf einem Bein stehen kann, stirbt früher

So machen es die Könner. Das Setting in der Studie war etwas simpler.
So machen es die Könner. Das Setting in der Studie war etwas simpler.(c) IMAGO/Cavan Images
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Wer einen einfachen Balance-Test nicht schafft, hat ein annähernd doppelt so hohes Risiko, in den nächsten zehn Jahren zu sterben. Das besagt eine groß angelegte Studie.

Können Sie zehn Sekunden lang auf einem Bein stehen, ohne sich anzuhalten? Falls ja, dürfen Sie aufatmen. Denn Menschen mittleren oder höheren Alters, die das nicht schaffen, haben ein annähernd verdoppeltes Risiko (84 Prozent höher), in den nächsten zehn Jahren zu sterben. Das besagt jedenfalls eine Studie, die im renommierten „British Journal of Sports Medicine“ veröffentlicht wurde. Die gute Nachricht: Ältere Menschen können den Balancetest ganz einfach täglich zur Vorsorge durchführen.

Warum ist der Test so aussagekräftig? Anders als etwa Muskelkraft oder Beweglichkeit bleibt das Gleichgewicht üblicherweise bis zum sechsten Lebensjahrzent recht gut erhalten. Dann jedoch beginnt sie relativ abrupt zu schwinden. Für die Studie der Forscherinnen und Forscher um Claudio Gil Araújo wurden im Rahmen der brasilianischen CLINIMEX-Kohortenstudie 1702 ältere Personen (68 Prozent von ihnen Männer) auf sehr simple Weise getestet.

Arme baumeln lassen, Blick geradeaus

Sie sollten zehn Sekunden auf einem Bein stehen. Vorgabe war, dass die Arme locker baumeln sollten und der angehobene Fuß an den Unterschenkel des Standbeins gelegt werden sollte. Der Blick: geradeaus auf einen fixen Punkt. Pro Bein hatten sie drei Versuche. Jeder Fünfte scheiterte insgesamt, mit zunehmendem Alter war die Quote deutlich höher als bei den Jüngeren.

In den Jahren danach starben 123 Personen aus verschiedenen Ursachen. Es zeigte sich, dass es deutlich mehr Todesfälle in der Gruppe jener gab, die nicht auf einem Bein stehen konnten, nämlich 17,5 Prozent. Unter jenen, die den Balancetest schafften, waren es nur 4,5 Prozent.

84 Prozent höheres Sterberisiko

Der statistischen Analyse zufolge war das Sterberisiko für das kommende Jahrzehnt in dieser Gruppe insgesamt um 84 Prozent höher als in der anderen - nach Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Grunderkrankungen. Die Probandinnen und Probanden waren bei ihrer ersten umfassenden Untersuchung zwischen 51 und 75 Jahre alt.

Warum solch simple Tests bisher nicht einfach Teil einer ärztlichen Vorsorgeuntersuchung waren? Vielleicht, weil es keine Standardisierung gab, vermuten die Forscher - was durch Gil Araújo Setting jedenfalls verbessert wurde. Getestet wurde nur, wer einen sicheren Gang hatte, also etwa keine Personen, die humpelten.

Wie die Studienautoren betonen, handelt es sich übrigens um eine reine Beobachtungsstudie. Sie beweise nicht, dass fehlende Balance ursächlich zu einem früheren Tod führt. Alle Teilnehmer der Studie waren weiße Brasilianer. Man könne nicht sagen, ob die Ergebnisse der Studie für alle Ethnien gleichermaßen zutreffen, mahnen die Forscher.

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