Quergeschrieben

Die süßesten Früchte: Über die Sparsamkeit

Wir müssen Energie sparen. Wer, wenn nicht eine schwarz-grüne Regierung, sollte das propagieren? Stattdessen wird ein Kohlekraftwerk reaktiviert. Eine Niederlage.

Zum Autor:

Thomas Weber ist Gründer und Herausgeber von „Biorama“ (Magazin für nachhaltigen Lebensstil) und Buchautor (zuletzt: „100 Punkte Tag für Tag“). Er verantwortet die im Residenz-Verlag erscheinende Buchreihe „Leben auf Sicht“ und lebt im Marchfeld vor Wien. Er schreibt hier ab sofort im 14-Tage-Rhythmus mit der Journalistin und Autorin Anna Goldenberg.

Sparen Sie schon? Ich auch. Vielleicht ist Ihnen Ihr Haushalten gar nicht so bewusst, weil es sich bei Ihnen noch eher wie eine Investition anfühlt; wenn Sie eine Fotovoltaikanlage anschaffen; wenn Sie sich eine Stromzapfsäule fürs Elektrogefährt haben aufstellen lassen. Oder wenn Sie gerade auf die heiß ersehnte Klimaanlage warten. Vielleicht wird Ihnen angesichts der gestiegenen Strompreise aber auch einfach schwindelig, wenn sie an den sich ankündigenden Hitzesommer denken und daran, was es kosten wird, das ausgebaute Dachgeschoss halbwegs kühl und erträglich zu halten. Vielleicht haben Sie deshalb sogar schon einmal darüber nachgedacht, eine Anschaffung vorerst besser hintanzustellen. Oder bloß beschlossen, das nächste Semester vorsichtshalber doch noch im Hotel Mama zu logieren.

Auch ich habe investiert. Vorerst einmal in Einmachgläser, Gelierzucker und Rex-Gummis. Schließlich vergammeln draußen an den Straßenrändern, in Parks, auf Bahndämmen gerade Kirschen, Maulbeeren und Felsenbirnen. Und auf heimischen Äckern werden Erdbeeren eingeackert, weil es für die Handelskonzerne billiger ist, welche aus dem Ausland herbeizukarren, als die Ernte bei uns einzuholen. Da selbst tätig zu werden schafft Genugtuung, ist ein vielleicht lächerlich kleiner, aber letztlich doch ein Akt des Aufbäumens gegen ein System der Vergeudung. Es war nie weniger angebracht als in Zeiten von Energieknappheit und drohender Lebensmittelkrise. Spätabends die Früchte des Sommers für kargere Zeiten in Gläser zu füllen, mag anstrengend sein. Es bedeutet aber auch einen Luxus, der aus dem vollen Leben schöpft und der sich die süßesten Früchte gönnt, während in den Supermarkt ja doch nur die zu früh und unreif gepflückten gelangen.

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