Der braune Salonwagen der polnischen Eisenbahn wird dereinst nicht nur für Historiker und Zug-Aficionados von musealem Interesse sein.
Die Strecke von Przemyśl nach Kiew ist im Frühjahr zum Nonplusultra der internationalen Verkehrsbeziehungen geworden. Der Nonstop-Express in die ukrainische Hauptstadt hat keine Attraktionen oder landschaftlichen Sensationen zu bieten. Er erfüllt einfach nur seinen Zweck, die Fahrgäste von A nach B zu bringen – was angesichts der Verspätungen im europäischen Bahn- und Flugverkehr zu Beginn der Sommersaison keine Kleinigkeit ist.
Als neulich Emmanuel Macron, Mario Draghi und – wie heißt der deutsche Kanzler noch gleich? –, ah ja, Olaf Scholz quasi als EU-Troika zu Wolodymyr Selenskij reisten, weckte dies die Neugier der Restaurantkritiker. Kredenzten die Schaffner Wodka als Good-Night-Cap? Führte Scholz eine Stulle in seiner Aktentasche mit? Dinierten Macron und Draghi bei einem Fünf-Gang-Menü – und mit französischem oder italienischem Rotwein?
Antworten auf derlei Fragen wird wohl ein Film geben, wenn der Krieg vorüber sein wird. Denn auch Hollywood-Star Ben Stiller hat gerade seinem Ex-Kollegen in Kiew die Reverenz erwiesen. Selenskij ist die Hauptrolle ohnehin gewiss – etwa in einer Neuauflage des Ernst-Lubitsch-Klassikers „Sein oder Nichtsein“. (vier)
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2022)