Mohammed Bin Salman trifft seinen einstigen Gegner, den türkischen Präsidenten Erdoğan.
Es ist die erste Reise des saudischen Kronprinzen Mohammed Bin Salman (MBS) in die Türkei, seit der saudische Dissident Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul 2018 getötet und zersägt wurde. Ein Mord, so die türkischen Behörden bisher, der vom saudischen Kronprinzen persönlich in Auftrag gegeben worden sei. Das Treffen von MBS mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan am Mittwoch soll dieses Kapitel nun endgültig abschließen. MBS kommt damit aus seiner internationalen Isolation und Saudiarabien greift im Gegenzug dem türkischen Präsidenten wirtschaftlich unter die Arme.
Doch hinter seiner Nahostreise, die MBS diese Woche zunächst nach Ägypten, dann nach Jordanien und am Ende in die Türkei geführt hat, steckt noch mehr: Die Regionalmächte Saudiarabien, Türkei und Ägypten wollen die Turbulenzen in den Beziehungen der vergangenen Jahre hinter sich lassen und auf Diplomatie setzen. Dabei geht es um viele andere Themen abseits des Mordes an Khashoggi. Da sind etwa die angeschlagenen Beziehungen zwischen Ägypten und der Türkei. Erdoğan hat 2013 die Machtübernahme des ehemaligen ägyptischen Militärchefs und heutigen Präsidenten Abdel Fatah al-Sisiheftig kritisiert. Der von Sisi verfolgten ägyptischen Muslimbruderschaft gewährte Erdoğan in der Türkei ein Exil.
Auch in regionalen Konflikten stehen beide Länder auf unterschiedlichen Seiten: In Libyen unterstützte Sisi General Khalifa Haftar, die Türkei engagierte sich aufseiten der Regierung in Tripolis.
Gespräche über Muslimbrüder
Mit der Reise von MBS nach Ägypten und in die Türkei sollen nun einige Differenzen beigelegt werden. Erdoğan hat die Aktivitäten der ägyptischen Muslimbruderschaft in der Türkei eingeschränkt. Das Sisi-Regime scheint hinter den Kulissen über die Freilassung einiger Muslimbrüder zu verhandeln.
Das alles findet vor dem Hintergrund der ersten Nahostreise des US-Präsidenten Joe Biden statt. MBS selbst inszeniert sich als derjenige, der zwischen Regionalmächten vermittelt und neue Sicherheitsarrangements für den Nahen Osten auf den Weg bringt.