Inflation

US-Notenbank Fed: Ziel ist eine „sanfte Landung“

US-Notenbankchef Jerome Powell stellt zügige Zinserhöhungen in Aussicht und will keine Größenordnung ausschließen.

Die US-Notenbank will entschlossen gegen die hochgeschossene Inflation vorgehen. Das bekräftigte deren Chef, Jerome Powell, am Mittwoch in seiner halbjährlichen Anhörung im US-Kongress. „Es ist wichtig, dass wir die Inflation herunterbringen, wenn wir eine anhaltende Phase starker Arbeitsmarktbedingungen haben wollen, die allen zugutekommt“, sagte er im Bankenausschuss des Senats. Das Ziel sei, die Inflation auf zwei Prozent zu drücken, während der Arbeitsmarkt stark bleibe. Die Notenbank wolle die Inflation senken, ohne eine Rezession auszulösen. „Wir tun, was wir können,“ sagte Powell.

Höhere Zinsen „schmerzhaft“

Dem Fed-Chef zufolge hängt die Geschwindigkeit der weiteren geldpolitischen Schritte von den Konjunkturdaten und von den wirtschaftlichen Aussichten ab. Die Inflation habe offensichtlich, was die Stärke angehe, überrascht und es könnten weitere Überraschungen anstehen. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die Covid-Lockdowns in China würden weiterhin Inflationsdruck erzeugen.
Powell sagte in der Anhörung auch: „Die US-amerikanische Wirtschaft ist sehr stark und gut positioniert, um mit einer strafferen Geldpolitik fertig zu werden.“ Das Bankensystem sei gut kapitalisiert und liquide. Die Notenbank werde in den kommenden Monaten den Preisdruck im Auge behalten. Eine „sanfte Landung“ der Wirtschaft sei das Ziel, was aber herausfordernd sei. „Wir wollen das Wachstum der Nachfrage verlangsamen“, sagte er. In den USA betreffe die Inflation die Nachfrage mehr als in anderen Ländern: „Ich weiß, höhere Zinsen sind schmerzhaft.“ Den Leitzins zu heben sei aber das Werkzeug, um die Nachfrage zu mäßigen und Angebot und Nachfrage wieder in eine Balance zu bringen. Noch schmerzhafter sei es, wenn zugelassen werde, dass die hohe Inflation anhalte.

Tun, was notwendig ist

Beim Umfang der einzelnen Zinserhöhungschritte will sich Powell nicht einschränken lassen. Er schließe keine Größenordnung aus, sagte Powell auf die Frage, ob die Fed die Zinsen in einem Schritt auch um einen ganzen Prozentpunkt erhöhen könnte. Er wolle tun, was notwendig sei, um die Preisstabilität wiederherzustellen.
Die Äußerungen des Fed-Chefs und die jüngsten Finanzmarktturbulenzen verdeutlichten, dass die Aufgabe der Fed nicht einfacher werde, kommentierte Elmar Völker, Analyst bei der LBBW die Anhörung von Powell. „Relativ aggressive Zinserhöhungen, wie sie die Fed vor Wochenfrist vollzogen hat, dürften vorerst weiter notwendig bleiben, um Wirtschafts- und Finanzmarktakteuren gegenüber Entschlossenheit bei der Inflationsbekämpfung zu demonstrieren“, meinte er.

Leitzins von drei Prozent?

Die Inflation in den USA war im Mai überraschend auf 8,6 Prozent geklettert – das ist der höchste Wert seit 1981. Als Reaktion hatte die Federal Reserve Mitte den Leitzins so kräftig angehoben wie seit 1994 nicht mehr: um 0,75 Prozentpunkte auf die neue Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent.

Die Währungshüter signalisierten zudem, dass in diesem Jahr noch weitere Zinsanhebungen folgen werden. Bis zum Jahresende könnte ein Leitzins von mehr als drei Prozent angestrebt werden. An den Finanzmärkten wurde zuletzt spekuliert, ob die Fed im Juli wie schon im Juni die Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte anheben wird. (red./ag)

(Red./Ag.)

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