Kolumne

Vom Traumjob finden lassen

Trotzdem Abheben zum Traumjob
Trotzdem Abheben zum Traumjob(c) Getty Images (pinstock)
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Auf zum Traumjob. Folge 40. Traumjobs fallen nicht vom Himmel, aber...

Viele Bewerber befassen sich mittlerweile ausführlich mit den eigenen Werten und Visionen, die sie in ihrem Traumjob verwirklichen wollen. Das führt mitunter zu immer oppulenteren Beschreibungen in den persönlichen Social-Media-Profilen, was wiederum für Recruiter und Algorithmen eine gewisse Hürde darstellt.

So wie seit einigen Jahren immer mehr und unterschiedlichere Jobtitel im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Boden sprießen, so erleben die selbst gewählten Beschreibungen einzelner Personen auf Social Media ebenfalls Hochkonjunktur.

Zahlenhero, Contentmagiern, Lösungsfinder, Möglichmachern, Awarded Innovator sind nur einige Beispiele dafür Jobtitel, die sich so manche Bewerber in ihren Profilen an Titeln selbst verleiht. Das spricht jedenfalls für ihre Kreativität. Wenn man jedoch von Recruitern oder einem Algorithmus gefunden werden will, ergeben sich dadurch häufig Schwierigkeiten.

Das kann gerade in der aktuellen Arbeitsmarktlage ein gravierender Nachteil sein, weil derzeit gerade viele Unternehmen die Möglichkeit nutzen via Social-Media-Plattformen potenzielle Mitarbeitende aktiv darauf ansprechen ihren Job zu wechseln.

Was kann man also tun, um einerseits leichter aufgespürt zu werden und andererseits seine Persönlichkeit trotzdem wirksam darzustellen?

Von Recruitern gefunden werden

Beim Active Sourcing sprechen Recruiter auf diversen Social-Media-Plattformen Bewerber an, die ihren Status auf „open to job" gestellt haben. Je nach Stelle sind dann mehrere hundert Profile zu screenen.

Das passiert bei professionellen Personalberatern mit Hilfe einer Software, die von der jeweiligen Plattform zur Verfügung gestellt wird. Durch diese Software blicken die Recruiter dann im Wesentlichen wie durch eine Linse, weil es viel zu aufwendig wäre, sich immer die gesamten Profile im Detail anzusehen.

Im ersten Schritt wird also sehr oft nur eine Zusammenfassung der jeweiligen potenziellen Kandidaten angesehen. In dieser Kurzversion scheint an oberster Stelle beispielsweise das Profilbild mit Name sowie ein zweizeiliger Untertitel, das ist zumeist der aktuelle Jobtitel, auf. Das ist quasi die Überschrift und wird meist als erstes wahrgenommen.

Darunter sind je nach Anzahl die letzten ein bis drei Karrierestationen sowie die Verweildauer aufgelistet. Und wieder darunter ein Abriss über den Ausbildungsweg. Für die Erstsichtung dieser Kurzzusammenfassung benötigen Recruiter in etwa fünf bis maximal zehn Sekunden und entscheidet dann, ob die Mehr- lesen-Funktion aufgeklappt wird, wo weitere Karrierestationen aufscheinen.

In diesem ersten Schritt geht es oft so gut wie gar nicht um Kompetenzen, sondern um Übereinstimmungen bzw. Ähnlichkeiten im Jobtitel, der Berufserfahrung im jeweiligen Bereich oder einer bestimmten Branche. Bei Führungsjobs wird zum Beispiel nach Keywords wie Lead, Head oder Leitung Ausschau gehalten.

Worauf Recruiter im ersten Schritt ihr Hauptaugenmerk legen, kann natürlich bei der Erstellung des eigenen Profiles nicht immer genau bestimmt werden. Schließlich und endlich unterscheidet sich das ja wiederum je nach Stellenausschreibung vom Unternehmen, der Kultur sowie der Führungskraft.

Bei der Überschrift sowie bei den unterschiedlichen Jobtiteln sollte von Traumjobsuchenden jedoch gut überlegt werden, was sie letztendlich angeben, denn Phantasienamen sind hier jedenfalls ein Hindernis.

Ich empfehle meinen New/Outplacement-Kandidatinnen und -Kandidaten immer verschiedene Inserate genau zu studieren, für die sie gefunden werden wollen. Dadurch bekommt man dann ein gutes Gefühl, welche Positionsbeschreibungen verwendet werden bzw. welche anderen Keywords möglicherweise wichtig sein könnten.

Erst im nächsten Schritt werden dann die Kompetenzen gematched. In dieser Phase kommen dann aber sehr oft schon die Bewerbungsunterlagen ins Spiel. Und sowohl im Anschreiben wie auch im Lebenslauf ist dann genügend Raum für eine phantasievolle und kreative Darstellung der eigenen Persönlichkeit.

Vom Algorithmus gefunden werden

So wie menschliche Recruiter filtert auch der Algorithmus nach bestimmten Kriterien. Diese sind je nach Plattform unterschiedlich und werden zumeist schon bei der Erstellung des Profiles vorgegeben.

Bei Xing ist dies beispielsweise die Entfernung zum Arbeitsort sowie die Karrierestufe, also beispielsweise Student/Praktikant, mit Berufserfahrung oder Führungskraft. Da kann eigentlich nichts schiefgehen, weil es fix hinterlegte Kategorien sind. Im Vorfeld ist es wichtig sich darüber zu informieren wie der Algorithmus funktioniert. Da gibt es zwischen den Plattformen Unterschiede.

Schwieriger wird es hingegen schon bei den benötigten Skills, weil die werden selbst gewählt. Die Anzahl der Kompetenzen, welche der Algorithmus mit der Stellenanzeige vergleicht hängt manchmal davon ab ob die Profilhalter ein Basis oder Premiumprofil gewählt haben.

Je mehr Skills verglichen werden, desto passgenauer sind natürlich die Jobs, welche vorgeschlagenen werden. Erfahrungsgemäß reicht ein Basisprofil jedoch aus. Unabhängig von der Anzahl ist es jedenfalls wichtig für sich selbst zu bestimmen, was die sogenannten Kernkompetenzen sind.

Ich empfehle meinen New/Outplacement-Kandidatinnen und -kandidaten sich auf drei bis fünf Kompetenzen zu fokussieren, die sie als essenziell für eine bestimmte Zielposition empfinden. Das gilt natürlich nur fürs Social-Media-Profil. Im Jobinterview kommt es selbstredend auf weitaus mehr an.

Ein weiterer wichtiger Punkt für den Algorithmus ist sehr oft noch die eigene Aktivität auf der jeweiligen Plattform. Der Algorithmus merkt sich nämlich einerseits die Stellenanzeigen, nach denen sie gesucht haben und passt die Vorschläge dann danach an.

Und andererseits können sie wiederum jeden einzelnen Jobvorschlag, den sie erhalten bewerten. Dadurch lernt der Algorithmus dazu und das wiederum steigert die Relevanz und Qualität der Jobangebote. Auf diese Art und Weise können also entspannt den Sommer genießen und sich von ihrem Traumjob finden lassen.

Gutes Gelingen!

Michael Hanschitz

Michael Hanschitz ist seit nunmehr 15 Jahren als New/Outplacementberater, Autor und Karrierecoach tätig. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens Outplacementberatung (www.outplacementberatung.co.at) und Autor des Buches Menschen fair behandeln. Mit seiner Arbeit unterstützt er Menschen und Organisationen in schwierigen Veränderungsprozessen. Beraten mit Herz und Verstand lautet seine Devise.

Michael Hanschitz
Michael Hanschitz(c) Marek Knopp

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