Zum Tod von Kurt Equiluz

Der Wiener Tenor starb 93jährig. Er war eine der Stützen von Harnoncourts Pioniertaten und treues Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper.

Der frühe Mitstreiter von Nikolaus Harnoncourt, gesuchter Lehrer und Staatsopern-Mitglied, starb 93-jährig.

von Wilhelm Sinkovicz

Im März 1949 fand in Wien ein Mozart-Gesangswettbewerb statt. Die Preisträger durften sich im Musikverein präsentieren. Bassbariton Walter Berry war mit von der Partie, die Sopranistinnen Anny Felbermayer und Hanny Steffek, ebenso der Bass Otto Wiener. Und ein Tenor: Kurt Equiluz. Alle miteinander waren sie bald Stützen des Wiener Opern-Ensembles. Doch der Name Equiluz hatte in der Musikwelt bald einen guten Klang, weil sich herumsprach, dass da eine Stimme für die heikelsten Aufgaben im Oratorienfach heranwuchs.

Auf den Podien war der Sänger schon als Kind gestanden. Er war Mitglied der Wiener Sängerknaben und machte schon in dieser Zeit als Altsolist auf sich aufmerksam. Als Student an der Musikakademie suchte er neben der stimmlichen Ausbildung auch nach vertiefendem Wissen in der Musiktheorie. Das machte ihn zum wertvollen Kompagnon kritischer Interpreten wie Nikolaus Harnoncourt, aus dessen Welt Equiluz nicht wegzudenken war. Während er unter anderen Dirigenten in traditionellen Wiedergaben barocker, klassischer und moderner Kompositionen viel beschäftigt war, arbeitete er mit Harnoncourt und dem Concentus an bahnbrechenden Neudeutungen der bekannten Partituren und wurde so zu einem der Pioniere der Originalklang-Bewegung.

Makellose Diktion und die mühelose Bewältigung des gefährlichen hohen Registers machten Kurt Equiluz über Jahre zum führenden Evangelisten in Bachs Passionen. Seine Kunst, mit prägnanter Artikulation die rechte Stimmung zu evozieren, nutzte ebenso dem Liedgesang — nicht zuletzt bei idiomatisch schlafwandlerisch sicher gesungenen Wienerliedern. Und sie sorgte im Musiktheater für exquisite Rollenporträts, im Haus am Ring auch in Partien, die sich nummerieren lassen: vom Ersten Priester in der "Zauberflöte" über den Dritten Juden in "Salome" bis zum Vierten Kapellsänger im "Palestrina". In der Möglichkeit, solche Partien charakteristisch zu besetzen, liegt ja die wahre Qualität eines Opernhauses.

Dem Publikum konnte das schlagartig bewusst werden, wenn etwa einmal der stotternde Richter Don Curzio im "Figaro" nicht von Equiluz gesungen wurde. Dann fehlte etwas Essenzielles. Jetzt fehlt es für immer. Kurt Equiluz ist am 20. Juni 93-jährig gestorben.

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