Vom Verschwörungswahn eines schwarzen Historikers bis zum Körper der Großmutter: Der erste Wettlese-Tag und seine Favoriten.
Ein Set in einer Fabrikshalle im deutschen Ort Eggstein, und mittendrin der Ich-Erzähler, Schauspieler und Nebenerwerbs-Model, gekommen zu einem Foto-Shooting für einen Kaffeeautomaten: „,Mach dich mal locker!‘, ruft der Fotograf, ein Glatzkopf, der aussieht wie ein mannshoher Penis. Ich lache, aber er brüllt: ,Mach den Mund auf!‘ Aber meine Zähne sind leider nicht so weiß wie frisch geöffnete Wandfarbe und nicht so gerade wie die Straßen Eggensteins, sondern eher klein und gelblich. Und es heißt zwar, dass Kaffee schlecht für die Zähne sei, aber ich glaube, hier geht es niemandem um Realismus, weil ein Vollautomat macht mich beziehungsweise den Barista eigentlich überflüssig.“
In diesem Ton geht es dahin in der „Liste der Dinge, die nicht so sind, wie sie sein sollten“ des 1989 geborenen, in Wien lebenden Leon Engler. Sind die Beschreibungsarmut, die simple Figur hier Absicht, wie ein Teil der Jury am ersten Lesetag beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb zu glauben geneigt war? Oder handelt es sich doch wieder nur um „eines der belanglosen Weißweckenprodukte aus der Backstube der Tradition“, wie Juror Klaus Kastberger argwöhnte – ein weiteres Beispiel für jene irrelevante Unterhaltungsliteratur, die Autorin Anna Baar in ihrer Eröffnungsrede am Mittwoch Abend kritisiert hatte? Die Jury war sich hier (trotz viel Wohlwollens) herzhaft uneins.