Letzte Bastion der Ukraine im Osten offenbar gefallen: Kiew zieht Truppen aus Sewerodonezk ab

APA/AFP/ANATOLII STEPANOV
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Die Stadt sei zum größten Teil von den russischen Streitkräften besetzt. „Es ist sinnlos, in Stellungen zu bleiben, die über viele Monate hinweg zertrümmert wurden, nur um dort zu bleiben“.

Die letzte Bastion der Ukraine im Osten des Landes steht offenbar kurz vor dem Fall: Die Ukraine hat einen Truppenrückzug aus der seit Wochen umkämpften Stadt Sewerodonezk im Osten des Landes angekündigt. Die ukrainischen Truppen müssen abgezogen werden, sagt der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, im Fernsehen.

Die Stadt sei zum größten Teil von den russischen Streitkräften besetzt. "Es ist sinnlos, in Stellungen zu bleiben, die über viele Monate hinweg zertrümmert wurden, nur um dort zu bleiben", fügte er hinzu. Die Zahl der Toten würde dann stark steigen. "Deshalb haben unsere Verteidiger, die dort sind, bereits den Befehl erhalten, sich in neue Positionen zurückzuziehen und von dort aus normale, vollwertige Militäroperationen durchzuführen."

Russen rücken an Stadtrand von Lyssytschansk vor

Den Angaben des Gouverneurs zufolge sind in Sewerodonezk mittlerweile bis zu 90 Prozent der Häuser zerstört. Die Stadt zählte zu den letzten Teilen von Luhansk, die noch nicht vollständig von russischen und prorussischen Kämpfern erobert waren. Die Eroberung des Gebiets Luhansk - ebenso wie die des angrenzenden Gebiets Donezk - zählt offenbar zu Russlands Hauptzielen.

In der nur durch einen Fluss von Sewerodonezk getrennten Zwillingsstadt Lyssytschansk rückten russische Soldaten ebenfalls bis an den Stadtrand vor. Am Freitag sollen prorussische Kämpfer eigenen Angaben zufolge die Siedlungen Hirske und Solote erobert haben. Die Luhansker Separatisten zeigten das Hissen einer sowjetischen Flagge auf dem Gebäude der Stadtverwaltung von Solote, das südlich von Lyssytschansk liegt. Unklar ist, ob zumindest Teile der ukrainischen Einheiten sich rechtzeitig zurückziehen und somit retten konnten.

Russische Luftwaffe leidet unter Personalmangel

Die russische Luftwaffe dürfte nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten unterdessen unter Personalmangel leiden. Das legten Äußerungen eines kürzlich in Gefangenschaft geratenen russischen Kampfflugzeug-Piloten nahe, der angab, im Dienst der Söldnertruppe Wagner zu stehen. "Der Einsatz von bereits ausgeschiedenem Personal bei der engen Luftunterstützung, das nun bei Wagner unter Vertrag steht, zeigt, dass die russische Luftwaffe wahrscheinlich Schwierigkeiten hat, die Invasion in die Ukraine mit ausreichender Flugzeugbesatzung zu unterstützen", hieß es in der Mitteilung.

(APA)

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