Pizzicato

Ab nach Ruanda

Wenn sich zu Hause das Unheil zusammenbraut, ist es keine verkehrte Strategie, sich möglichst weit abzusetzen, um die Dinge mit einer gewissen Gelassenheit aus der Ferne zu betrachten.

Aus der Distanz schrumpfen die Probleme. Boris Johnson legte also 6600 Kilometer zurück, um vom Commonwealth-Gipfel in Kigali, der Hauptstadt Ruandas, aus die krachenden Niederlagen seiner Tories bei Nachwahlen in zwei Wahlkreisen zu kommentieren. Sein Tenor: Alles halb so wild.

Really? Der Tory-Parteichef: zurückgetreten; die Story in der „Times“ über einen wohldotierten PR-Job, den er seiner damaligen Freundin – und jetzigen Frau – im Außenministerium zuschanzen wollte: auf wundersame Weise von der Homepage verschwunden.

Selbst in Ruanda holen den britischen Premier die Kalamitäten ein. Vor Monaten verfiel er auf die bizarre Idee, Asylwerber in das ostafrikanische Land abzuschieben. Prinz Charles fand das „entsetzlich“. Just im Land der 1000 Hügel traf er den Thronfolger. Um es diplomatisch zu formulieren: Beste Freunde werden die beiden nicht mehr – und Wangenküsschen wie ihre Frauen werden sie schon gar nicht austauschen. Für Johnson geht die Realitätsflucht bei seiner Gipfel-Tour zum G7-Gipfel in den bayerischen Alpen und zum Nato-Gipfel in Madrid indes weiter. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2022)

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