Klagenfurt

Bachmann-Wettlesen: Die Slowenin lieben alle

BACHMANN-PREIS: ´46. TAGE DER DEUTSCHSPRACHIGEN LITERATUR´ - ZEMAN
BACHMANN-PREIS: ´46. TAGE DER DEUTSCHSPRACHIGEN LITERATUR´ - ZEMAN(c) APA/GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER)
  • Drucken

Eine Eremitin lässt ihren Pool absaugen, Texte gehen baden und ein Juror hat keine Lust mehr: Über Tag zwei des Bachmann-Wettlesens. Und über neue Favoritinnen.

Ein Mann namens Saam sitzt im Gefangenentransporter, schlägt einen sich äußerst unangenehm verhaltenden Mitinsassen nieder und kommt in Isolationshaft. Dort weckt ihn einmal „ein kleines Wunder“, eine Fliege. Er reißt ihr die Flügel aus, weil „es manchmal einen Schaden geben muss, damit sich zwei Leben ineinander verkanten“. Schließlich verlässt er die Isolationshaft „und etwas in ihm, das er zeitlebens mit sich selbst verwechselt hatte, blieb dort liegen“ – vielleicht auch sein Verstand.

Von Empfindsamkeit in der Brutalität erzählte Behzad Karim Khani, 1977 in Teheran geboren und heute unter anderem als Barbetreiber in Berlin-Kreuzberg lebend, am zweiten Wettlesetag in Klagenfurt. Sein Text „Vae Victis“ ist eine Textprobe aus einem schon im August im Hanser Verlag erscheinenden Roman, „Hund, Wolf, Schakal“. Zwischendurch kann man an Camus' „Fremden“ denken, muss es aber nicht: Behzad Karim Khani hat seinen eigenen Ton, die Szenen und Bilder wirken zwingend, auch wenn man dem Text anmerkt, dass er aus Romanpassagen zusammengestückelt ist. Schade, dass die Jury vor allem Vorbehalte hatte, nur Philipp Tingler sah darin ein sprachlich virtuoses, „faszinierendes Gewebe aus unglaublicher Härte und großer Feinheit“.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.