Prater

Riesenrad: Ein Wahrzeichen wird 125

Die Riesenrad-Eigentümerinnen: Nora, Dorothea und Tessa Lamac (v. l.)
Die Riesenrad-Eigentümerinnen: Nora, Dorothea und Tessa Lamac (v. l.) (c) AKOS BURG
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Einst als vorübergehende Attraktion gedacht, feiert das Riesenrad am Samstag Jubiläum.

Wien. Als es am 25. Juni 1897 eröffnet wurde, war es eigentlich noch gar nicht fertig: Die erste Runde hat das Wiener Riesenrad, das am Samstag also seinen 125. Geburtstag feiert, nämlich erst einige Tage später gedreht, am 3. Juli 1897.

Dass das Riesenrad einmal eines der Wahrzeichen Wiens werden würde, ja, dass es überhaupt so lang bestehen würde, war nicht absehbar: Denn geplant war es eigentlich nur als vorübergehende Attraktion anlässlich des 50. Thronjubiläums von Kaiser Franz Joseph, und sehr wienerisch war es zu Beginn eigentlich auch nicht. Entworfen wurde es von den britischen Ingenieuren Walter Bassett Basset und Hubert Booth, ein großer Teil des verwendeten Materials wie der Stahl wurde aus Schottland importiert, und auch das Grundstück im Prater, auf dem es errichtet wurde, gehörte damals einer englischen Firma.

Was sich im Ersten Weltkrieg änderte, als die britischen Eigentümer enteignet wurden und der jüdische Geschäftsmann Eduard Steiner das Riesenrad erwarb. Davor wäre es beinahe schon Geschichte gewesen, für den geplanten Abbruch fehlte dann in Kriegszeiten allerdings das Geld. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Riesenrad arisiert, Steiner enteignet und in Birkenau ermordet. 1953 wurde das Riesenrad an seine drei Töchter restituiert – da sah es aber längst anders aus: Denn 1944 war es ausgebrannt und wurde nach dem Krieg mit 15 statt der ursprünglichen 30 Waggons wiederaufgebaut: Man hatte Sorge, dass die Konstruktion so viel Gewicht nicht aushalten würde.

Nach wie vor ist das Riesenrad in Privatbesitz: Die Rechtsanwältin Dorothea Lamac führt es mit ihren Töchtern Nora und Tessa. Mit Ausnahme der Weltkriege (und während Wartungsarbeiten) war das Riesenrad seit 1897 fast durchgehend in Betrieb. Ehe die Pandemie kam und auch das Riesenrad ab März 2020 einige Wochen stillstehen musste. Für Dorothea Lamac war die Zwangspause „auch symbolisch ganz schlimm“, wie sie damals im „Presse“-Interview sagte. Denn: „Wenn sich das Riesenrad nicht dreht, dann steht auch Wien.“ (mpm)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2022)

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