Das Prinzip Hoffnung
Fokus auf
"Presse"-Schwerpunkt

Vom Prinzip Hoffnung

Pandemie, Klimakrise, der Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen: Die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaft wird derzeit auf eine harte Probe gestellt. Zur Bewältigung von Krisen sind Vernunft, Augenmaß und Zusammenhalt gefragt – aber auch das Prinzip Hoffnung. Unter diesem Aspekt beleuchtet die „Presse“ Menschen, Ereignisse und Erkenntnisse, die Anlass zu Hoffnung geben und in der Flut besorgniserregender Nachrichten manchmal untergehen.

Zur Bewältigung dieser hoffentlich absehbaren Krisenphase brauchen wir mehr Vernunft, Augenmaß und Zusammenhalt. Leitartikel von Rainer Nowak.

Wir hören und erleben ein Crescendo der Krisen, des Pessimismus und der Schwarzmalerei. Anno 2001 begann das vermeintliche Jahrhundert des Terrors. Im Jahr 2008 fürchteten wir in der Finanzkrise den Zusammenbruch der Weltwirtschaft, es folgten Ängste vor dem Zerbrechen des Euroraums und damit Europas, die sogenannte Flüchtlingskrise und dann eine Pandemie, die Millionen Menschen weltweit in Isolation zwang. Die Wirtschaft wurde kurzzeitig stillgelegt.

Und nun? Neue Krisen, noch größere Ängste und noch dunklere Aussichten auf Herbst, Winter und folgende Jahreszeiten. Bevor wir uns jenen widmen, sie reflektieren, ohne sie zu leugnen oder zu vergrößern, sollten wir kurz innehalten. Ist irgendeine der genannten ernsten großen und ex post weniger großen Zäsuren, denen schwierige Phasen gefolgt sind, nicht einigermaßen bewältigt worden? Sind die schlimmsten Szenarien für die überwiegende Mehrheit eingetroffen? Nein. Jede einzelne der genannten Krisen beschäftigt uns möglicherweise noch intensiv, sie haben tiefe Spuren hinterlassen, haben Opfer gefordert, sind Teil unseres Lebens geworden oder haben weitere Probleme hervorgerufen, aber sie wurden bewältigt.

Nach der in Europa so erfolgreichen Nachkriegsepoche des 20. Jahrhunderts mag das dritte Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts schwierig anlaufen, die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaft, so gespalten sie mitunter sein mag, wurde trotzdem klar und deutlich unter Beweis gestellt. Wir halten mehr aus als gedacht. Und wir werden noch mehr aushalten müssen. Vieles, was die Babyboomer- und die folgenden Generationen nun erleben könnten, klingt nach einer vergangenen Zeit, Krieg in Europa, galoppierende Inflation, eine Energiekrise mit drohenden Rationierungen. Unsere Großeltern kannten das, wir wollten diese Erfahrung nie machen.

Zur Bewältigung dieser hoffentlich nicht allzu langen Phase brauchen wir definitiv wieder mehr Vernunft, Augenmaß und Zusammenhalt. Blut, Schweiß und Tränen wollen wir nicht hören, sondern klare Ansagen, Regeln für den Notfall und eine gerechte Aufteilung der Belastungen. Regierung und Opposition haben das noch immer nicht verstanden, bewegen sich im innenpolitischen Klein-Klein. Menschen mit echten Sorgen verfolgen das gar nicht mehr. Was bleibt, sind Mut, Zuversicht und auch das Prinzip Hoffnung, das wir mit diesem Schwerpunkt hochhalten.


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