Unterwegs

Erste Klasse

Entspanntes Zugfahren? Handyterror in der Businessclass!

Auf Bahnreisen ist das schon was Feines: erste Klasse, noch besser die Businessclass (BC) der ÖBB. Das ist der Waggon mit den voluminösen Lederkippsesseln, in denen es sich sehr lässig sitzt, mit viel Beinfreiheit, anständigen Klapptischen etwa für den Laptop und so. Für Wien–St. Pölten ist's natürlich eher unsinnig. Aber fahren Sie mal Wien–Innsbruck oder gar bis ins ferne Bregenz: Eine von mir zufällig ausgewählte Fahrt im Railjet in der BC dorthin kostet regulär zwar heftige 150 Euro, aber dank Vorteilscard simma schon runter auf 83. Und es gibt noch einen Drink dazu.

Ist vielleicht eine Spur dekadent, wenn man so will. Aber du finanzierst damit ein politisch korrektes Verkehrsmittel, was FreundInnen der forcierten Vermögensumverteilung ebenso freuen muss wie Greta. (In der ersten Klasse sah ich schon oft Grün-Politiker und linksliberale Künstler.) Ruhiger ist's auch als in Wagen jener Klasse, in der der unpöbelige Ex-Öbag-Boss Thomas Schmid wohl nie gefahren ist.

Denkste! Business hat ja mit Arbeit und Geschäftemachen zu tun. Wer glaubt, in dieser Sphäre über die Gleise gleiten und in Ruhe Gedichte schreiben oder Kant lesen zu können, kann sich arg irren. In der BC wird gern kampftelefoniert! Ganze Geschäftsberichte von Firmen, interne Ränke und lustige Behördeninterna hab ich schon vernommen, und Litaneien in wichtigtuerisch-leerem Unternehmensberaterkauderwelsch. Da war der Beamte des Gesundheitsministeriums, der von Wien bis Innsbruck fast pausenlos handygeplappert hat. Aaaaaa!

Drum merke: Soll in der Businessclass dein Zorn nicht rauchen, wirst du Ohrenstöpsel brauchen. Oder du nimmst die Ruhezone. Super Idee! Leider ist sie viel zu klein.

wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2022)

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