Glosse

Der falsche Vitali

Wie geht man als Politiker eines neutralen Staats mit Kriegsparteien um? Was spricht man an, was sagt man ihnen zu? Soll man überhaupt mit ihnen reden?

Wiens Bürgermeister hat da unlängst einen interessanten Mittelweg gewählt, wenn auch gänzlich unfreiwillig: Nach einer Videokonferenz mit dem – vermeintlichen – Kiewer Bürgermeister stellte sich nämlich heraus, dass man im Rathaus auf einen falschen Vitali Klitschko reingefallen ist. Der echte erklärte via „Bild“, nie mit Michael Ludwig geredet zu haben. Hinter der Aktion steckt eine noch unbekannte Fälscherwerkstatt.

Bemerkt scheint Ludwig von all dem nichts zu haben. Berichten zufolge übrigens im Gegensatz zu anderen nach selber Art aufs Kreuz gelegten europäischen Städtechefs. „Ärgerlich“ sei das, erklärte Ludwig, „aber kein großes Problem“.

Das darf man ruhig ein bisschen lustig finden. Was allerdings sehr wohl ein Problem ist: In der Frage, was und wem man in Zeiten von „Deep Fakes“ und Online-Trollfabriken noch glauben kann, müssten Spitzenpolitiker und ihre Entouragen eigentlich Sicherheit geben. Da würde etwas außenpolitische Professionalität nicht schaden.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.