Berlin-Briefing

Wenn die Kriegswirtschaft vor der Tür steht

Es geht nicht nur um die Alarmstufe beim Gas: Robert Habeck schwört Deutschland auf eine kollektive Anstrengung ein (Archivbild).
Es geht nicht nur um die Alarmstufe beim Gas: Robert Habeck schwört Deutschland auf eine kollektive Anstrengung ein (Archivbild). IMAGO/Chris Emil Janßen
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Zwischen Deutschland und Österreich tut sich eine Kluft auf. Berlin stellt sich auf Entbehrung ein, Wien beruhigt lieber. Dabei ist klar: Putin hat beide Länder bereits in seinen Krieg miteinbezogen.

Mag sein, dass für Österreich am Ende alles gut ausgeht. Es im Winter warm bleibt. Die Gasspeicher reichen. Die Versprechen aus dem Kreml halten. Niemand müsse die Wolldecke auspacken, sagte Wirtschaftsminister Martin Kocher vor Kurzem in einem Interview. Er garantiere den Österreichern, nicht in den Krieg in der Ukraine hineingezogen zu werden, sagte Bundeskanzler Karl Nehammer beim EU-Gipfel in Brüssel. Alles gut im Land der Berge, auch wenn die Lage ernst sei, so viel gibt man zu.

Wer von Berlin aus in den Süden schaut, fragt sich in diesen Tagen, ob die Welten tatsächlich so unterschiedlich sind. Dort spricht der Finanzminister über mindestens fünf entbehrungsreiche Jahre. Der Wirtschaftsminister stimmt das Land sowieso auf eine Kriegswirtschaft ein, die Deutschen können schon mal die Pullover und dicken Socken auspacken. Dass im Juli das russische Gas ganz abgedreht wird, gilt als zu befürchtendes Szenario. Es werde eine kollektive Anstrengung brauchen, das Land müsse zusammenstehen, seinen solidarischen Geist wiederbeleben. „Ich setze auf so etwas Altmodisches wie Verantwortungsgefühl“, sagte Robert Habeck, Wirtschaftsminister und Aufklärer der Nation, in einem Interview am Wochenende. „Das mögen Sie albern finden, aber ich traue Menschen etwas zu.“

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