Gastkommentar

Strompreis ist nicht gleich Strompreis

Wer fordert, dass sich Österreich in der Energiepolitik die Schweiz zum Vorbild nimmt, verkennt die Fakten.

Rekordinflation, die Angst vor einem russischen Gas-Stopp, hohe Energiepreise – es ist verständlich, dass vor diesem Hintergrund Emotionen hochkochen und rasche Lösungen gefordert werden. Zumal auch die eine oder andere Wahl ansteht. Österreich befindet sich in einer Ausnahmesituation. Trotzdem sollten die Fakten nicht ignoriert werden. Und: Damit wir den Energiebereich wieder in den Griff bekommen, braucht es gerade in dieser Phase gemeinsame Anstrengungen – von Politik, Wirtschaft und Bevölkerung. Hartes Arbeiten ist angesagt, jetzt ist keine Zeit, politisches Kleingeld zu wechseln.

Die Autorin

Dr. Barbara Schmidt (*1971) ist Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, Interessenvertretung der E-Wirtschaft. Die Mitgliedsunternehmen erzeugen etwa 90 Prozent des österreichischen Stroms.

Also zu den Fakten und dem gern genannten Beispiel Schweiz. Fakt eins und allgemein bekannt: Die Schweiz ist nicht Mitglied der EU – im Gegensatz zu Österreich, das vollwertiger Teilnehmer am liberalisierten europäischen Strommarkt ist. Daraus resultiert Fakt zwei: In Österreich können sich die Kundinnen und Kunden den Stromanbieter aussuchen, in der Schweiz steht dieses Recht nur Großkunden zu. Fakt drei: Der liberalisierte EU-Strommarkt hat in den vergangenen 20 Jahren für sinkende Strompreise gesorgt und allein in Österreich Einsparungen von über 13 Milliarden Euro bewirkt. Auch das bleibt in der aktuellen, emotionalen Diskussion oft unerwähnt. Fakt vier: Aufgrund dieser Voraussetzungen und laufender Investitionen liegt Österreich mit einer Versorgungssicherheit von über 99,9 Prozent an der Weltspitze. In der Schweiz hingegen warnte die Eidgenössische Elektrizitätskommission bereits vergangenen Herbst eindringlich vor einer drohenden Versorgungslücke ab 2025.

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