Ukraine-Krieg

Telefonat im Wortlaut: Wie Putin Macrons Friedensbemühungen zur Ukraine abwehrte

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COMBO-FRANCE-RUSSIA-UKRAINE-CONFLICT-POLITICS-DIPLOMACYAPA/AFP/POOL/ODD ANDERSEN/STEPHA
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Der französische Elysée-Palast hat ein Telefonat zwischen den Präsidenten Macron und Putin veröffentlicht, das kurz vor dem Start des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stattgefunden hat.

Die französische Präsidentschaftskanzlei hat kurz vor dem Ende der französischen EU-Ratspräsidentschaft den Mitschnitt eines Telefonats zwischen Präsident Emmanuel Macron und Russlands Staatschef Wladimir Putin veröffentlicht, das vier Tage vor Beginn des Ukraine-Krieges stattgefunden hat. Es zeigt, wie wenig Interesse Putin an einer friedlichen Lösung des Konflikts hatte.

Macron sprach darin die „wachsenden Spannungen“ an und bat Putin um eine Lagebewertung, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet. Putin, der wenige Tage zuvor Macron und auch den deutschen Kanzler Olaf Scholz am 15. Februar im Kreml empfangen hatte, beschuldigte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij, nichts zu tun und das Minsker Abkommen nicht umsetzen zu wollen. Auf dem Mitschnitt sind daraufhin Proteste von Macrons diplomatischem Chefberater Emmanuel Bonne zu hören: „Aber nein, was für ein Unsinn!“

Putin wischte Macrons Einwände zur Seite und verteidigte die Separatisten. „Ich verstehe nicht euer Problem mit den Separatisten. Sie haben wenigstens getan, was wir ihnen gesagt haben und haben einen konstruktiven Dialog mit der ukrainischen Seite begonnen“, so der Kreml-Chef. Macron riss daraufhin der Geduldsfaden. „Ich weiß nicht, wo dein Jurist studiert hat!“ Und: „Ich weiß nicht, welcher Jurist sich zu der Behauptung versteigt, dass Gesetzestexte in einem souveränen Land von Separatisten ausgearbeitet werden und nicht von einer demokratisch gewählten Regierung.“

„Ich will jetzt Eishockey spielen"

Putin sagte daraufhin, bei der Selenskij-Regierung handele es sich nicht um eine demokratisch gewählte Regierung. „Sie ist über einen Staatsstreich an die Macht gelangt, es gab Leute, die lebendigen Leibes verbrannt wurden, es war ein Blutbad und Selenskij ist einer der Verantwortlichen.“ Macron zweifelte offen Putins Willen an, das Minsker Abkommen zu respektieren. Putin erwiderte, man hätte mehr Druck auf die Ukrainer ausüben müssen.

Macron plädierte für Ruhe. „Wenn wir dem Dialog eine Chance geben wollen, dann müssen wir das Spiel beruhigen. Wie siehst du die Militärmanöver?“, fragte der Franzose. „Die Manöver laufen laut Plan“, antwortete Putin. „Das heißt, sie sind heute Abend beendet“, fragte Macron. „Ja, wahrscheinlich heute Abend“, so Putin.

Auf den Vorschlag Macrons, dass Putin US-Präsident Joe Biden „in den kommenden Tagen“ in Genf treffen solle - wozu Biden seine Bereitschaft bekundet hatte -, sagte Putin: „Es ist ein Vorschlag, der es verdient hat, beachtet zu werden“, sagte Putin. Macron: „Ich schlage vor, dass unsere Berater einen gemeinsamen Text ausarbeiten.“ Putin, ungeduldig: „Um dir nichts zu verbergen, ich möchte jetzt Eishockey spielen, ich spreche mit dir aus meiner Sporthalle, wo ich mit dem Training beginne. Ich rufe erst mal meine Berater an“.

Im französischen TV am 30. Juni

Am 30. Juni wird ein Dokumentarfilm über den Ukrainekrieg vom staatlichen französischen Fernsehsender France 2 ausgestrahlt. Darin soll auch dieses Telefonat gezeigt werden.

>> Das Telefonat im Wortlaut (Auf französisch)

(Red.)

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