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Jugendbuch: Rick Riordan, leider allzu technisch

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Der Erfolgsautor hat mit "Tochter der Tiefe" eine Hommage an Jules Vernes "20.000 Meilen unter dem Meer" vorgelegt. Und bleibt damit ein wenig unter den Erwartungen.

Rick Riordan war als Kind nicht nur ein großer Fan von J.R.R. Tolkiens "Herr der Ringe". Auch Jules Vernes Kapitän Nemo faszinierte ihn: Nemo sei klug, gebildet und höflich gewesen, aber auch wütend, verbittert und gefährlich. Als Kind habe er sich im Wasser immer vorgestellt, Nemo zu sein, schrieb Riordan in der Einleitung seines neuesten Buchs, das eine Hommage an ihn ist. Seine Tagträume seien der Grund dafür gewesen, dass er aus dem Helden seiner bekanntesten Buchreihe, Percy Jackson, den Sohn des Poseidon gemacht habe.

Riordan hat damit große Erwartungen geweckt, die er nicht ganz erfüllen kann. Zwar ist die Handlung von "Tochter der Tiefe" spannend: Da fliegt eine Art Schule in die Luft, während eine Gruppe von Neuntklässlern gerade auf dem Weg zu einer Prüfung auf dem Meer ist - und man kann annehmen, dass keiner der vielen Schüler und Lehrer überlebt hat. Die Protagonistin Ana, die damit auch ihren Bruder verloren hat (Waise ist sie ohnehin) wird daraufhin in eine Reihe von Geheimnissen rund um ihre Familie und ihre ureigenste Bestimmung eingeweiht. Währenddessen gibt es bösartige Angriffe und ziemlich viele Bewährungsproben für sie. Gut, dass sie Jules Vernes Romane "20.000 Meilen unter dem Meer" und "Die geheimnisvolle Insel" noch halbwegs im Kopf hat, denn wie sie bald erfährt, ist alles wahr, was dort beschrieben wurde. Und mit ihrem Schicksal verknüpft.

Bahnbrechende Erfindungen, kalte Fusion, die Nautilus als erste künstliche Intelligenz: Die Technik spielt eine große Rolle, das Menschliche ist daneben eher eindimensional. Denn wie für die Waffen und Maschinen steht auch für die Jugendlichen das Funktionieren an oberster Stelle, was von Riordan wohl nicht so beabsichtigt war. Insofern: Kult wie Percy Jackson wird es wohl nicht.

Rick Riordan: Tochter der Tiefe. Aus dem Englischen von Gabriele Haefs. Carlsen Verlag. 379 Seiten, 17,50 Euro. Alter: Ab zwölf Jahren.

(c) Carlsen

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