Men's Fashion Week

Kurz und knackig - Männermode in Paris

Kurze Hosen und Zärtlichkeiten durchzogen die Pariser Modewoche der Herren.
Kurze Hosen und Zärtlichkeiten durchzogen die Pariser Modewoche der Herren. (c) Getty Images (Thierry Chesnot)
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Unbekümmerte, fast verträumte Ästhetik zog sich durch die Pariser Männermodewoche. Etwas lauter war die Show von Louis Vuitton - zu Ehren Virgil Ablohs.

Schon in Mailand präsentierte so manches Modehaus sanftmütige Looks. Auch in Paris ging es bei einigen der 44 Schauen sehr verspielt zu. Geht es nach den großen Namen der Branche, heißt es wieder einmal Ausbrechen aus dem geschlechterorientierten Mode-Raster - mit Blümchen, Leggings und (sehr) kurzen Hosen.

Louis Vuitton

Ein letztes Baba richtete das Luxusmaison für seinen erst letzten Jahres verstorbenen Designer Virgil Abloh aus - und es war laut. Ein knallgelber Laufsteg, der wohl einer XXL-Kindereisenbahn nachempfunden war, beherbergte neben den Models auch eine Marschkapelle und übergroße, aufblasbare Bälle. Zurück geht das auf das Ablohs Spiel mit kindlichen Codes, die er immer wieder einzusetzen pflegte. Nach eigener Aussage rühmte er damit einst die „unverfälschte Vision eines Kindes, das noch nicht von der gesellschaftlichen Programmierung verdorben ist“.

Die Kollektion selbst war nicht minder verspielt. Auf akkurat geschneiderten Anzügen landeten Papierflugzeuge, rosafarbene Zickzack-Säume wirkten wie gebastelt und das Blumensymbol des Hauses kam bunt und gehäkelt daher. Gearbeitet wurde dabei großteils mit Restbeständen. Inmitten der Schau verabschiedete sich Rapper Kendrick Lamar mit einem „Long live Virgil“ von jenem Designer, der die jüngste Modegeschichte zu großen Teil mitgeschrieben hat. Wer in seine Fußstapfen tritt, wird wahrscheinlich bald bekannt gegeben. Eine leichte Aufgabe wird das sicherlich nicht.

(c) Getty Images (Pascal Le Segretain)
(c) Getty Images (Pascal Le Segretain)

Dior

Mit dieser Kollektion hat Kim Jones es geschafft, die maßgeschneiderte Couture-Eleganz des Hauses mit zeitgemäßer Outdoor-Ästhetik zu verbinden. Doppellagige Shorts, Rucksäcke, plüschige Funktionsjacken, asymmetrische Schürzen wie Gummistiefeletten scheinen den modebewussten Bergsteiger von heute zu adressieren. Gezeigt wurden die symbiotischen Looks passend inmitten einer idyllischen Gartenlandschaft, zwischen kleinen Nachbauten der Häuser Christian Diors, der englischen Malerin Vanessa Bell und des schottischen Künstlers Duncan Grant. Von letzteren stammen übrigens auch die Motive auf den Pullovern.

(c) YANNIS VLAMOS
(c) YANNIS VLAMOS

Loewe

Auch bei diesem Label spielte Grünes eine große Rolle. Designer Jonathan Anderson ging dabei sogar noch einen Schritt weiter und ließ Stoff und Flora direkt miteinander verschmelzen. Chia-Pflanzen und Katzenkraut etwa, sprießte hierbei aus Turnschuhen, Trainingshosen und Mänteln. Zwanzig Tage vor der Schau begann man mit dem Züchten. Gehandhabt wurde das lebendige Grün als eine Art neue Stickerei, die Anderson zusammen mit der spanischen Bio-Designerin Paula Ulargui Escalona kreiert hat.

Hinzu kam zudem ein Spiel mit der Technologie. Mäntel und Masken wurden mit Bildschirmen versehen, auf denen etwa küssende Menschen, Vogelschwärme oder Fische zu sehen waren. Neben all den grünen und technologischen Akzenten, kam aber auch Tragbares keineswegs zu kurz. Ledermäntel, Hoodies, und aufgeplusterte Bomber-Jacken wurden mit Strumpfhosen und Cross-Body-Bags kombiniert - und setzen die bekannte Ästhetik der Marke fort.

Daniele Oberrauch / Gorunway.com

Dries Van Noten

Anregung für diese Kollektion fand der belgische Designer Dries Van Noten in männlichen Subkulturen, wie er selbst sagte, etwa in jener der Pariser „Zazous“. In der Umsetzung bedeutete dies das Brechen von eleganten Looks mit ungewöhnlichen Add-Ons. Zum Nadelstreif-Anzug gab es wuchtige Cowboy-Boots, zum weißen Hemd eine Art rosa Bodycon-Korsett, dann wiederum sportliche Westen zur animalisch gemusterten Hose. Eine „maskulin-feminine“ Kollektion, wie Van Noten es nannte. Stattgefunden hat die Schau ganz unaufgeregt auf dem Dach einer Parkgarage.

(c) Getty Images (Thierry Chesnot)
(c) Getty Images (Thierry Chesnot)

Hermès

Seit mehr als drei Jahrzehnten ist Veronique Nichanian in ihrer Position als Designerin für Männermode bei Hermès. Ihre Entwürfe wirken unprätentiös, aber niemals eingeschlafen. Anzughosen wurden hier mit Neopreon-Sandalen kombiniert, Sommerstrick zur Badeshorts. Kein Look kam ohne frische Farbakzente aus, sommerliche Motive und Fischerhüte gab es obendrein.

(c) IMAGO/Xinhua (Piero Biasion)
(c) IMAGO/Xinhua (Piero Biasion)

Rick Owens

Weit weniger fröhlich (und typisch für den Designer) wirkten die Entwürfe des US-Amerikaners Rick Owens. Dieser hat übrigens erst kürzlich eine Boutique am Kohlmarkt in Wien eröffnet und beehrte die Wiener Modeszene dabei sogar mit seiner Anwesenheit. Die Kollektion jedenfalls war von mörderischen Plateau-Stiefeln, Schlaghosen und langen Hemden durchzogen. Viel davon war aus Nylon, anderes aus wiederverwertetem Denim. Ein paar wenige farbige Highlights ließ sich diesmal aber selbst Owens nicht nehmen.

(c) APA/AFP/GEOFFROY VAN DER HASSELT
(c) APA/AFP/GEOFFROY VAN DER HASSELT

(evdin)

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