Zwei Drittel der US-Bevölkerung sind für ein liberales Abtreibungsrecht. Doch der Einfluss der Evangelikalen ist groß.
DER AUTOR
Johannes Kunz
(*1947 in Wien) arbeitete beim Hörfunk des ORF, ehe er von 1973 bis 1980 als Pressesprecher von Bruno Kreisky ins Bundeskanzleramt wechselte. 1982 Rückkehr in den ORF, wo er von 1986 bis 1994 als Informationsintendant amtierte. Autor mehrerer Bücher zu politischen Themen und Jazzmusik.
Die konservative Mehrheit des Supreme Court hat das seit 1973 geltende Grundsatzurteil (Roe gegen Wade), das in den USA Schwangerschaftsabbrüche bis zur Lebensfähigkeit eines Fötus ermöglicht hat, aufgehoben. Sofort setzten einige republikanische Bundesstaaten weitgehende Abtreibungsverbote in Kraft. Die demokratischen Bundesstaaten wollen dagegen das Recht auf Abtreibung schützen. Eine vom 17. bis 20. Juni von der Quinnipiac University durchgeführte Umfrage ergab nicht nur eine klare Zweidrittelmehrheit für ein liberales Abtreibungsrecht, wie es seit nahezu 50 Jahren bestanden hat. Die Umfrage zeigte auch, dass in 34 Bundesstaaten inklusive DC ein liberales Abtreibungsrecht mehrheitlich befürwortet wird, während es in nur 16 Bundesstaaten abgelehnt wird.
In zahlreichen von Demokraten regierten Großstädten, wieNew York, Los Angeles, San Francisco, Chicago, Denver oder Philadelphia, demonstrierten Zehntausende gegen den Spruch des Höchstgerichts. Das Vertrauen der Amerikaner in den Supreme Court ist laut einer brandaktuellen Untersuchung auf den historisch niedrigsten Stand von 25 Prozent gesunken.