Die Türkei gibt kurz vor Beginn des Nato-Gipfels in Madrid ihre Blockade auf: Finnland und Schweden steuern in die Nato. Was das Bündnis bei seinem Treffen alles plant.
Wien/Madrid. Die spanische Hauptstadt ist im Ausnahmezustand. Sie ist der Nabel der Weltpolitik. Sie ist abgeriegelt wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. Man könnte sagen: Sie passt sich ihrem Gast an. Weil die Nato in Madrid auch ein paar Weichen stellen will wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. Das Bündnis will aufrüsten, es will seine Eingreiftruppe im Krisenfall ganz drastisch ausbauen. Und es will wachsen. Der Gipfel hatte noch gar nicht begonnen, da wurde in Madrid schon ein Stück Geschichte geschrieben: Die Türkei hat Stunden vor Beginn des Treffens der 30 Staats- und Regierungschefs ihren Widerstand gegen eine Nato-Norderweiterung um Finnland und Schweden aufgegeben. Was die Nato auf dem zweitägigen Gipfel in Madrid vorhat. Ein Überblick.
Die Norderweiterung
Dieser Nato-Gipfel galt im Vorfeld als Wundertüte. Noch Dienstagmittag wagten Beobachter keine Prognose, ob die Türkei auf der Weltbühne in Madrid ihr Veto gegen eine Nato-Norderweiterung aufgeben würde. Finnland und Schweden wollen die Nato-Mitglieder Nummer 31 und 32 werden. Sie haben Mitte Mai eine Nato-Mitgliedskarte beantragt. Für das Bündnis wäre der Beitritt der Nordeuropäer ein strategischer Coup, weil nur zum Beispiel dann die Ostsee zur Nato-Badewanne würde. Aber auch, weil Finnlands Armee groß und modern ist. Allerdings hatte niemand auf dem Zettel, dass die Türkei ein Veto gegen die Beitrittsgesuche einlegen würde. Präsident Recep Tayyip Erdoğan wirft Schweden und Finnland vor, kurdische Gruppen („Terroristen!“) zu unterstützen.„Hinter den Kulissen ist da zuletzt aber sehr viel passiert“, sagte ein Nato-Diplomat Dienstagmittag zur „Presse“. Die Schweden hätten sich mehrfach bewegt.