Leitartikel

Wenn es keine Nato gäbe, dann müsste Österreich sie erfinden

Das transatlantische Bündnis ist für Europa zurzeit von überlebenswichtiger Bedeutung – auch für Österreich. Aber bitte nicht weitersagen.

In Madrid vollzieht sich in diesen Tagen ein kleines Wunder: Eine „hirntote“ Organisation zeigt sich quicklebendig. Oder anders: Die Nato, 2019 von Emmanuel Macron eben als „hirntot“ geschmäht, veranstaltet ein Gipfeltreffen, das schon im Vorfeld als „historisch“ und als „Meilenstein“ gedeutet wurde.

Die Geschichte wiederholt sich zwar nicht, aber sie reimt sich. Lord Ismay, der erste Nato-Generalsekretär, hatte den  Zweck des Verteidigungsbündnisses einst pointiert so beschrieben: Es gehe darum, „Russland draußen, die USA drinnen und Deutschland kleinzuhalten“. Das Bonmot ist auch sieben Jahrzehnte später noch zu zwei Dritteln korrekt. Gegenwärtig will zwar niemand Deutschland kleinhalten– im Gegenteil: Berlin soll groß, also erwachsen werden, seine Armee stärken, sich vom russischen Gas entwöhnen und Sicherheitspolitik nicht wie ein Stiefkind behandeln. Es soll also die Laster der Ära Schröder bis Merkel abschütteln. Aber: Dass die Nato die USA drinnen und Russland draußen halten soll, wie das Ismay vor sieben Jahrzehnten als Gründungszweck skizziert hat, das gilt heute wie damals.

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