Secession: Sommer mit Bar, Fetisch und Joystick

[ Wien Museum, Foto: Birgit und Peter Kainz]
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Die Künstlervereinigung verspricht zum Hotspot zu werden: „Fuck War“ steht über der Tür. Im Hinterhof gibt es Barbetrieb. Und drinnen? Ein begehbares Computerspiel.

Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit.“ Wie locker wir doch diese altbekannten Zeilen überfliegen, mit denen Klimt und seine Gefährten vor über 100 Jahren ihre neue Künstlervereinigung, die Secession, überschrieben haben. Genau darunter hat jetzt einer der international bekanntesten ukrainischen Künstler, der in Kiew ausharrende Nikita Kadan, sein Banner gespannt: „Fuck War“, immer wieder mit Bleistift übereinandergeschrieben, ein nervöses, vibrierendes Zitterbild aus einer nicht weit entfernten Region, wo genau diese Freiheit angegriffen wird, nicht nur der Kunst, aber auch. Die LGBTQ-Aktivistin Yulia Tsvetkova steht dieser Tage das fünfte Mal in Russland vor Gericht, weil sie Vaginas zeichnet und postet, ihr droht Haft, Menschen drohen ihr noch Schlimmeres an.

Im Westen überschreitet die zeitgenössische Kunst aktuell völlig andere Grenzen, weitaus gefahrloser sowieso: Eine große Ausstellung in der Julia-Stoschek-Stiftung in Düsseldorf markiert die virtuelle Landnahme: „Worldbuilding“ versammelt Computerspiele, die von Künstlern erdacht wurden. Die Ästhetik des Gaming beschäftigte Künstler zwar schon länger, aber nie war es so einfach, das technisch auch umzusetzen, ob aus einem kritischen oder affirmativen Antrieb heraus. Für Stoscheks Kurator, Hans Ulrich Obrist, ist dieser Schritt nur logisch, sei Gaming doch das größte Massenphänomen unserer Zeit, wären Videospiele für das 21. Jahrhundert doch das, was Kinofilme für das 20. Jahrhundert und Romane für das 19. Jahrhundert waren.

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