Muren und Überschwemmungen

Heftige Unwetter: Vermisster in Kärnten wurde tot geborgen

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Starker Regen, Gewitter, Hagel und Sturm haben ganze Ortschaften in Österreich verwüstet. Besonders dramatisch ist die Lage in Kärnten und Salzburg.

Unwetter haben heute viele Teile Österreichs sehr gefordert. Besonders betroffen war Kärnten, wo in zwei Gemeinden eine Zivilschutzwarnung ausgegeben wurde. Ein Pensionist konnte hier nur noch tot geborgen werden, eine weitere Person gilt als vermisst. Die Gemeinde Arriach ist von der Außenwelt abgeschnitten. Auch in der Salzburger Gemeinde Tamsweg ist der Zivilschutzalarm ausgelöst worden. In Oberösterreich, Tirol und der Steiermark sind die Feuerwehren ebenfalls gefordert.

In Kärnten haben schwere Unwetter in der Nacht auf Mittwoch ganze Ortschaften im Bezirk Villach-Land verwüstet. Bäche traten über die Ufer, Muren gingen ab und verschütteten die Häuser teils bis zum ersten Stock. Zwei Personen galten am Vormittag in der Gemeinde Treffen als vermisst. Ein 82-Jähriger wurde nun von Suchtrupps und Spürhunden tot geborgen, wie die „Kleine Zeitung“ berichtet.

Der Pensionist wurde von einer Schlamm- und Gerölllawine mitgerissen und getötet, bestätigt Bernd Riepan, Bezirkshauptmann von Villach-Land, der „Kleinen Zeitung". Vom zweiten Vermissten gibt es noch keine Spur, sagte Riepan. Der Mann hat gegen vier Uhr Früh noch selbst die Landesalarm- und Alarmzentrale angerufen und mitgeteilt, dass er zwischen Muren eingeklemmt ist.

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„Alle Verbindungsstraßen sind weggeschwemmt"

Die Kärntner Gemeinde Arriach ist von der Außenwelt abgeschnitten. Bürgermeister Gerald Ebner (FPÖ) sagte: „Alle Verbindungsstraßen sind weggeschwemmt." In der Gemeinde herrscht Zivilschutzalarm, gearbeitet wird im Notbetrieb. „Wir versuchen, die Lage irgendwie in den Griff zu bekommen. Aktuell warten wir auf schweres Gerät des Bundesheeres, das wir dringendst benötigen."

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Auch innerhalb der Gemeinde sind Verkehrswege unpassierbar. „Einige Höfe sind derzeit nicht einmal zu Fuß erreichbar“, berichtete Ebner. Hauptsächlich Feuerwehrleute versuchen nun, mit den abgeschnittenen Haushalten Kontakt aufzunehmen. Bisher habe er keine Berichte über Vermisste in seiner Gemeinde, sagte Ebner. Wie lange es noch dauern wird, bis das Bundesheer nach Arriach vordringen kann, war zunächst unklar.

Angesichts der Zerstörungen meldete sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen via Twitter zu Wort. Er appellierte an die Bevölkerung „Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf" und dankte den Einsatzorganisationen. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) brach eine Brüssel-Reise ab, „um den Leuten, so gut ich es vermag, beizustehen und zu signalisieren, dass wir die Dramatik der Lage verstehen". Er möchte am späten Abend zu den Einsatzkräften stoßen, sagte Kaiser in einer Videobotschaft.

Menschen sollen Häuser nicht verlassen

Für die Bewohner von Tamsweg im Salzburger Lungau ist am Mittwochvormittag Zivilschutzalarm ausgelöst worden. Die Warnung gilt speziell für den unteren Marktbereich. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, in den Häusern zu bleiben, Tiefgaragen und Keller nicht zu betreten und sich von den Ufern sowie Brücken fernzuhalten. Den Anweisungen der Behörden und Einsatzkräften vor Ort sei Folge zu leisten, informierte das Land.

Schon seit Dienstagabend haben im Lungau Gewitter und Regenfälle für zahlreiche, zunächst kleinere Einsätze gesorgt. Bäche traten über die Ufer, es gingen kleine Muren auf Straßen ab und es gab Verklausungen an Bächen. Die Freiwilligen Feuerwehren sind vor allem im Raum Tamsweg und Ramingstein mit Aufräum- und Pumparbeiten beschäftigt. In St. Margarethen stand eine Almhütte nach einem Blitzschlag in Brand. 

Feuerwehrauto schwer verunglückt

Während der Fahrt zu einem Einsatz ist am Mittwoch ein Feuerwehrfahrzeug der Feuerwehr Ramingstein schwer verunglückt. Ersten Informationen zufolge überschlug sich das Löschfahrzeug und stürzte über eine Böschung ab. Alle sechs Insassen wurden verletzt.

"Aus dem Krankenhaus gibt es aber Entwarnung, es dürfte sich eher um leichte Verletzungen handeln", sagte Feuerwehrkommandant Graggaber. Lebensgefahr bestehe nicht, seine Kollegen hätten hauptsächlich Rissquetschwunden oder Rippenbrüche erlitten.

Überflutungen und Blitzeinschläge in Oberösterreich

In Oberösterreich sind 60 Feuerwehren mit etwa 900 Kräften bei rund 100 Einsätzen gefordert gewesen. Die meisten Einsätze galten Überflutungen von Kellern. Es gab aber auch Verkehrsunfälle und von Bäumen blockierte Straßen, Blitzschläge an Wohnhäusern und landwirtschaftlichen Gebäuden sowie Brände.

FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR

Auch heute, Mittwochfrüh, habe es mit einsetzendem Regen und kleineren Gewittern erneut vereinzelte Überflutungen gegeben. Das Landesfeuerwehrkommando rechnet im Laufe des Tages wieder mit mehr Einsätzen. Bereits in der Nacht auf Dienstag hatten starke Niederschläge, Sturm, Gewitter und teils golfballgroße Hagelkörner große Schäden in der oberösterreichischen Landwirtschaft angerichtet.

Straßensperre in Tirol

In Tirol ist die hintere Pitztalstraße (L 16) nach zwei Murenabgängen am Dienstagnachmittag vorübergehend gesperrt worden. 100 bis 150 Personen waren im Bereich des Talschlusses bzw. der Talstation des Pitztaler Gletschers zunächst von der Außenwelt abgeschnitten. Sie konnten aber an Ort und Stelle gut versorgt werden, teilte das Land mit.

Am Abend wurde die Straße schließlich wieder für den Verkehr geöffnet. Verletzt wurde niemand. Auch Schäden an Fahrzeugen waren nicht bekannt.

Gewitter und Regen auch heute

Auch in der Steiermark sind die Einsatzkräfte seit Dienstagabend stark gefordert. Im Bezirk Murau wurden einige Keller und Straßen überschwemmt, Bäume stürzten um. In der Gemeinde Krakau wurden mehrere Hausdächer beschädigt oder abgedeckt. Die Feuerwehren in Murau waren mit mehr als 20 Fahrzeugen und knapp 200 Mann mehrere Stunden im Einsatz. Im Bezirk Stadl kam es zu Hangrutschungen.

Entwarnung gibt es auch heute nicht. In Kärnten, Salzburg, in der westlichen Obersteiermark, in Oberösterreich und im westlichen Niederösterreich kommt es zu zahlreichen Regenschauern und Gewittern. Im östlichen Niederösterreich, im Großraum Wien sowie im Burgenland bleibt es nach Angaben der Zamg bis auf wenige Ausnahmen hingegen trocken.

>>> Bericht in der „Kleinen Zeitung"

(APA/schev)

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