Kunstlicht

"Schweine" abhängen? N-Wort streichen? Das ist zu einfach!

(c) Frank Sperling
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Die Cancel Culture entlässt die Verantwortlichen zu leicht aus ihrer Schuld und unserer Scham. Plädoyer für die „zivilisierte Verachtung“.

Es ist ein rassistischer Akt, den Verdi im ersten Akt von „Ein Maskenball“ beschreibt: Ein Richter denunziert die Wahrsagerin Ulrica ob ihres „unreinen Bluts der Neger“. Es bedarf eines Kalibers wie Dirigent Riccardo Muti, dass diese Phrase heute gesungen werden darf, noch dazu in den heuchlerischen USA, wo sich in den politisch korrekten Glasfassaden einer akademischen Elite der Alltagsrassismus besonders hart und blutig spiegelt. In vielen Opernhäusern wird dieser scheußliche Satz mittlerweile umformuliert. Muti setzte ihn in Chicago durch, mit Einverständnis seines (dunkelhäutigen) Tenors Lunga Eric Hallam. Muti argumentierte im „Corriere della Sera“ richtig: Verdi war kein Rassist. Er führte Rassismus vor. Wenn wir das heute streichen, streichen wir sowohl historische Zustände als auch die zeitgenössische Kritik daran.

Das Gleiche gilt für das Lueger-Denkmal in Wien: Entfernen wir es aus unserem täglichen Blick ins Museum, wie aktuell wieder gefordert, lassen wir keinen Künstler seine Fragwürdigkeit öffentlich kommentieren, bringen wir uns für einen bequemeren Stadtspaziergang sowohl um Vergangenheit als auch um Zukunft.

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