Offener Brief

"Schert euch zum Teufel": Ukrainischer Botschafter empört über Appell zu Waffenstillstand

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk. Er kritisiert die Verfasser eines neuen Frieden-Appells als  „pseudo-intellektuelle Verlierer“.
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk. Er kritisiert die Verfasser eines neuen Frieden-Appells als „pseudo-intellektuelle Verlierer“. REUTERS
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Deutsche Prominente haben in einem offenen Brief Politiker dazu aufgefordert, den Ukraine-Krieg durch Verhandlungen zu beenden. Der ukrainische Botschafter in Deutschland bezeichnet sie als einen „Haufen pseudo-intellektueller Versager“.

„Nicht schon wieder, what a bunch of pseudo-intellectual loosers" zeigt sich der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, auf Twitter empört. Sie alle sollten sich endlich mit ihren "defätistischen "Ratschlägen" zum Teufel scheren".

Hintergrund ist ein offener Brief deutscher Prominenter mit dem Titel „Waffenstillstand jetzt!“, der am Mittwoch in der Wochenzeitung „Die Zeit“ veröffentlicht wurde. Politiker werden darin aufgefordert, den Ukraine-Krieg durch Friedensverhandlungen zu lösen. Unterzeichnet haben den Appells bekannte deutsche Persönlichkeiten wie etwa der Philosoph Richard David Precht, Schriftstellerin Juli Zeh sowie Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar.

Europa stehe vor der Aufgabe, den Frieden auf dem Kontinent wiederherzustellen und ihn langfristig zu sichern. Hierzu bedarf es der Entwicklung einer Strategie zur möglichst raschen Beendigung des Krieges, heißt es im Brief. Je länger die derzeitigen westlichen Maßnahmen andauerten, desto unklarer werde, "welches Kriegsziel mit ihnen verbunden ist".

Waffenlieferungen der richtige Weg?

Zudem stellen die Prominenten in Frage, ob Waffenlieferungen der richtige Weg seien. Eine weitere Fortsetzung des Krieges würden Tausende weitere Kriegsopfer bedeuten, heißt es. Auch die humanitäre Notlage auf der ganzen Welt - darunter die Hungersnot in Afrika - könnte sich weiterhin zuspitzen. Zudem bestehe die Gefahr einer atomaren Eskalation. Allerdings heißt es auch: "Verhandlungen bedeuten nicht, wie manchmal angenommen wird, der Ukraine eine Kapitulation zu diktieren. Einen Diktatfrieden Putins darf es nicht geben."

Bereits im April hatten Prominente einen offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz verfasst. Darin wurde der SPD-Politiker aufgefordert, nicht noch mehr schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Damals initiierte die Feministin Alice Schwarzer den Brief, der von 28 Erstunterzeichnern unterstützt wurde.

Auch Militärexperte Carlo Masala äußerte sich auf Twitter: "Der nächste Versuch von Menschen, die sich bisher nicht mit internationaler Politik beschäftigt haben (mit zwei Ausnahmen), Dinge zu fordern, ohne Lösungen zu präsentieren."

>>> Zum Offenen Brief in der „Zeit"

(Red./ag.)

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