Einspruch

Wen hat Currentzis nicht "verraten"?

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AUSTRIA-OPERA-FESTIVAL-SALZBURG-IDOMENEO(c) AFP via Getty Images (BARBARA GINDL)
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Die Salzburger Festspiele könnten für ihr Vertrauen in den Stardirigenten gestraft werden. Er selbst wird es wohl bestens überleben.

Blieb Teodor Currentzis deshalb nach Kriegsbeginn in Russland, weil er „kein Verräter“ sein wollte? Das hat laut Zeitung „Kommersant“ Andrej Kostin, Chef der staatlichen russischen VTB-Bank, die Hauptsponsorin von Currentzis' Ensemble MusicAeterna ist, auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg gesagt. („Er hat mir gesagt, dass er kein Verräter ist und dass er bleibt“, zitiert ihn „Kommersant“). Kostin macht Currentzis damit zum Gewährsmann der Behauptung, dass jene, die aus Protest gegen den Krieg das Land verlassen, „Verräter“ seien. Dass der Dirigent dem nicht öffentlich widerspricht, kann sowohl bedeuten, dass es stimmt, als auch, dass es nicht stimmt, Currentzis aber nichts dazu sagen will. Oder sagen kann. Oder dass er glaubt, es nicht zu können.

Es ist natürlich viel schwieriger, im politischen Urteil über russische Künstler ihre Verantwortlichkeiten und Erpressbarkeiten zu berücksichtigen, als pauschal riskante Statements und Taten einzufordern. Oft ist Letzteres auch scheinheilig. Der deutsche Journalist Axel Brüggemann etwa, der sich seit Monaten als verbaler Scharfrichter hervortut, hatte offenbar keine Berührungsängste mit Putin-Freund Valery Gergiev, als er diesen kurz vor dem Krieg in seinem Bayreuth-Film in Ton und Bild setzte.

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