Leitartikel

Der tiefe Sturz vom hohen moralischen Ross

Das Kohlekraftwerk in Mellach könnte schon bald wieder Strom für Österreich produzieren.
Das Kohlekraftwerk in Mellach könnte schon bald wieder Strom für Österreich produzieren.APA/AFP/JOE KLAMAR
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Die Gaskrise sorgt dafür, dass in die Klimapolitik ein bisschen mehr Realitätssinn einkehrt. Pragmatismus hilft dem Klima mehr als regionales Strebertum.

Seltsam: Die durch die russische Invasion der Ukraine ausgelöste Gaskrise führt nun nicht nur zu erhöhtem Inflationsdruck, sondern auch zur Einkehr von ein bisschen Rationalität in die Energiedebatte. Plötzlich sind Laufzeitverlängerungen für Kohlekraftwerke oder, wie in Mellach, die Reaktivierung von schon stillgelegten Meilern möglich. Unter grünen Energieministern.

Das ist nicht schön, denn selbstverständlich muss die Welt so schnell wie möglich raus aus der fossilen Verbrennung. Aber es zeigt, dass selbst technisch naive Grün-Politiker jetzt vom hohen moralischen Ross gefallen und in der harten Realität aufgeschlagen sind. Und erkannt haben, dass das Bewusstsein für Klimaschutz bei der Bevölkerung zwar glücklicherweise schnell steigt, die Sache aber ebenso schnell politisch existenzbedrohend würde, wenn die Wähler im Winter in kalten Wohnungen säßen. Aber das Klima? Dem ist Mellach egal: Die Leistung des steirischen Kraftwerks liegt irgendwo bei 0,01 Prozent der weltweit installierten Kohlekraftwerkskapazität.

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