Hotel-Rezeption

Schlafen wie Gold, essen wie Mälzer, frühstücken wie Gottschalk

Hotel de Rome, Berlin: Ein Haus der Rocco Forte Hotels.
Hotel de Rome, Berlin: Ein Haus der Rocco Forte Hotels. Rocco Forte Hotels
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Serienstart unserer neuen Reise-Kolumne: das Hotel de Rome in Berlin.

Städtereisen habe ich noch nie so ganz verstanden, ich kenne nur Hotelreisen. Zentral ist stets die Wahl der Unterkunft, die Stadt bietet die dazugehörige Umgebung. Diesem einfachen Gedanken folgend, dürfen wir Ihnen an dieser Stelle in Zukunft die interessantesten Häuser vorstellen – nicht nur in Städten, sondern auch am Wasser, auf dem Land und in den Bergen. Dabei werden wir versuchen, uns ungewöhnlichen, weil charaktervollen Hotels anzunähern. Wir werden versuchen, gute, konstruktiv kritische Gäste zu sein.

Tim Mälzers "Chiaro" im Hotel de Rome.
Tim Mälzers "Chiaro" im Hotel de Rome.3c4y Photography | Tommas Bri

Beginnen wir in Berlin mit dem Hotel de Rome auf der sogenannten Museumsinsel. Irgendwann kommt man als Berlin-Flieger – ich vermisse den Flughafen Tegel so sehr – an den Punkt, an dem man zwar Berlin, aber weder Prenzlauer Berg noch die dazugehörigen Althipster erleben will. Das gelingt im de Rome in Mitte gut. (Das Haus gehört zur noch immer jungen Gruppe der Rocco Forte Hotels, mit zwölf Häusern einer der größeren Betreiber von Luxushotels in Europa.) Ähnlich wie beim Wiener Park Hyatt wurde ein altes Bankgebäude zu einer besseren Nutzung umgewandelt: zum stilvollen Luxushotel. Errichtet wurde das Gebäude 1889 von Architekt Ludwig Heim, es diente bis 1945 als Hauptquartier der Dresdner Bank. Im Zweiten Weltkrieg wurde es zum Teil zerstört und später wieder detailgetreu aufgebaut.

In der Lobby des "Hotel de Rome".
In der Lobby des "Hotel de Rome".Rocco Forte Hotels

Die Architektur – innen wie außen – ist großartig und könnte kaum prachtvoller sein. Großzügig, luftig angelegt und dank vieler edler Details – dieses Stiegenhaus, ach was: diese Freiluftstiegenburg – wirkt das alles wie Metropole Berlin, nur ohne das übliche Klein-Klein. Es könnte vielleicht auch eine der größeren Erkenntnisse des Berlin-Ausflugs gewesen sein: Vielleicht schläft man am besten, wo einst Gold ruhte. Ich muss demnach dringend im Wiener Park Hyatt nächtigen, an der alten Bank-Austria-Adresse verhandelte ich diverse Studentenkontoüberziehungsrahmen.

Vorher Bank, heute Hotel

Zurück ins Berliner Rome und in ein schönes Spa, das unglaublich still bleibt. Bei aller begründeten Skepsis gegenüber Hotelrestaurants, für das kleine Chiaro konzipierte Tim Mälzer eine ziemlich geniale italienisch-japanische Linie. Ja, das bedeutet rohen Fisch und Pasta. Was mich ein wenig empört oder besser verstört: Ein gewisser Thomas Gottschalk kommt gut gelaunt zum Frühstück an den Nebentisch – direkt vom Gym übrigens, daher wirkt er fitter, als ich in meinem Alter bin. Ich bin jedenfalls ganz aufgeregt und verrate den Töchtern, welche Berühmtheit da grüßt und frühstückt, während ich ein wunderbares Egg Benedict verschlinge. Die Töchter, leicht verwundert: Gottschalk? Wer? – Ich werde nicht alt, ich bin alt. Oder meine Töchter sind einfach diskreter, so wie dieses Hotel.

Infos: Zimmer ab ca. 400 Euro/Nacht. Restaurant Chiaro. Behrenstr. 37, reservations.derome@roccofortehotels.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2022)

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