Kulturwissenschaft

Als die Zombies sich verselbstständigten

„The Walking Dead“, „Dawn of the Dead“, „Zombieland“ – das Kino- und Fernsehpublikum liebt die Untoten.
„The Walking Dead“, „Dawn of the Dead“, „Zombieland“ – das Kino- und Fernsehpublikum liebt die Untoten. AFP/Simon
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Zombies sind aus der Popkultur nicht mehr wegzudenken. Dass sie der haitianischen „Vodou“-Religion entstammen, ist nur die halbe Wahrheit, wie ein neues Buch zeigt.

Ihre Körper verwesen, sie sind infektiös, und sie haben kannibalische Gelüste. Nicht erst seit der Erfolgsserie „The Walking Dead“ irren seelenlose Zombies in postapokalyptischen Welten über Bildschirme und Leinwände. Eine geläufige Erklärung des Ursprungs der Zombie-Figur verortet diese in der Karibik, genauer gesagt im haitianischen „Voodoo“. Doch weit gefehlt! Gegenwärtiges Aussehen und Verhalten entspringen vor allem der Fantasie des US-amerikanischen Regisseurs George Romero, der mit dem Horrorfilm „Die Nacht der lebenden Toten“ (1968) unser Zombie-Bild nachhaltig prägte.

Erinnerung an Versklavung

„Die Beschreibung von Zombies ausschließlich als ein Element der afrokaribischen Religion ,Vodou‘ – noch dazu in der von Forschung und Praktizierenden als rassistisch eingestuften Schreibweise ,Voodoo‘ – ist symptomatisch für den ahistorischen und stereotypisierten Umgang mit den Untoten“, sagt Gudrun Rath, Professorin an der Kunst-Uni Linz. In der ursprünglich von Westafrika ausgehenden haitianischen „Vodou“-Praxis seien mit dem Konzept völlig andere Vorstellungen als in der Popkultur verbunden: Und zwar ist ein Zombie hier eine Person, die jemandem mit magischen Kenntnissen die „Seele“ geraubt hat. Die physische Hülle kann in der Folge dazu verdammt werden, für den anderen zu schuften. „Das lässt sich als Erinnerung an die Versklavung lesen“, so Rath.

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