Bitcoin & Blockchain

Wie die EU Bitcoin und Krypto an die Kandare nimmt

A view shows the data centre of BitRiver company providing services for cryptocurrency mining in Bratsk
A view shows the data centre of BitRiver company providing services for cryptocurrency mining in BratskREUTERS
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Kampf gegen Geldwäsche oder Unverständnis? Die neuen Regeln zu Kryptowährungen sind nicht so weitreichend wie befürchtet, aber dennoch umstritten.

Bitcoiner hatten Schlimmeres befürchtet. Von einem Verbot von „Proof of Work“ war die Rede, dem Konsensalgorithmus von Bitcoin. Das wäre quasi einem Bitcoin-Verbot in Europa gleichgekommen. Die MiCA-Verordnung („Markets in Crypto-Assets“), auf die sich Parlament, Kommission und Rat am Donnerstag geeinigt haben, sieht nun vor, dass Anbieter von Kryptowährungen den Energieverbrauch und die Auswirkungen auf die Umwelt offenlegen müssen – was immer das bedeuten mag.

Der deutsche EU-Parlamentarier Stefan Berger (Europäische Volkspartei), der sich vehement gegen ein Verbot von „Proof of Work“ stark gemacht hatte, sprach auf Twitter von einem „Durchbruch“. Bitcoin-Fans kritisierten indes, dass Bitcoin in den Augen der EU-Parlamentarier vor allem ein Umweltsünder ist. Lieber sollte das „Fiat-System“ (das gegenwärtige Finanzsystem) einmal seine Auswirkungen auf die Umwelt offenlegen, forderte ein Kritiker.

Auch Mini-Zahlungen erfasst

Auch das Verbot von selbstverwalteten Wallets (digitalen Geldbörsen, auf die nur der Besitzer selbst zugreifen kann), das eine Zeitlang im Raum stand, kommt nun nicht. Explizites Ziel der Kryptotransferverordnung, auf die man sich ebenfalls geeinigt hat, ist, Geldwäsche und Terrorfinanzierung zu bekämpfen. Krypto-Dienstleister, etwa Börsen, müssen künftig Daten über die Herkunft von Vermögenswerten und über den Empfänger erheben und speichern. An die Behörden weiterleiten müssen sie diese aber nur bei einem Verdacht.
Die Verpflichtung zur Datenerhebung fällt dafür bereits ab dem ersten Euro an, während Bargeldtransaktionen bis zu einer bestimmten Mindestsumme anonym möglich sind. Für Kryptowährungen gelten damit strengere Regeln als für Bargeld.


Will ein Kunde Geld von einer Kryptobörse auf seine eigene selbstverwaltete Wallet („unhosted Wallet“ im EU-Jargon) überweisen, darf er das weiterhin tun.

Wilder Westen?

Ab einem Wert von 1000 Euro muss sich die Börse aber vergewissern, ob die Wallet auch dem Kunden gehört. Wie, ist unklar. Immerhin: Beim Transfer von einer privaten Wallet zu einer anderen muss niemand Daten sammeln.


„Wir setzen dem Wilden Westen der unregulierten Kryptowährungen ein Ende“, freute sich der spanische Grün-Abgeordnete Ernest Urtasun. Dass die Pflicht zur Datenerhebung bereits ab dem ersten Euro gilt, erklärt er damit, dass man so die Regeln nicht umgehen kann, indem man viele kleine Transaktionen tätigt.


Andere teilen die Begeisterung nicht so ganz. „Das klingt nicht besonders gut, aber lange Zeit sah es viel schlimmer aus“, meinte Krypto-Experte Patrick Hansen auf Twitter. Immerhin müssen die Kryptodienstleister nicht, wie ursprünglich vorgesehen, Listen mit Namen und Bitcoin-Adressen an die Behörden weiterleiten. Kritiker hatten gemeint, dass solche Listen ein gefundenes Fressen für Hacker und Erpresser wären.
In Kraft treten sollen die neuen Bestimmungen Ende 2023. In der Bitcoin-Szene vermutet man, dass viele EU-Abgeordnete Bitcoin nicht ganz verstanden haben. Die Bitcoin-Experten Roman Reher („Blocktrainer“) und Joe Martin haben einen offenen Brief an die EU-Abgeordneten geschrieben.

Nur „Proof of Work“ ist sicher

Grundsätzlich befürworte man Regulierung, heißt es darin. Doch sollten die Parlamentarier einige Punkte kennen: Bitcoin und „Krypto“ seien zwei verschiedene Welten, auch wenn beide auf der Blockchain-Technologie basierten. Manipulationssicher und vertrauenswürdig sei eine Blockchain jedoch nur bei einer dezentralen Verteilung auf den teilnehmenden Computern und bei einem hohen Schwierigkeitsgrad der Rechenoperationen, die man aufwenden muss, um einen gültigen Block zu berechnen und anzuhängen. Eine ausreichende Mining-Schwierigkeit könne derzeit nur durch „Proof of Work“ gewährleistet werden. Dieses Verfahren sollte gefördert werden, etwa, indem man grünes Mining unterstütze.


Andere Blockchains könnten vergleichsweise leicht verändert werden, sodass wenige Personen die Kontrolle hätten. Alle Blockchains mit Ausnahme der von Bitcoin seien im Grunde Fintech-Projekte, also so etwas wie exotische Derivate, die große Risiken mit sich brächten. Zugleich warnten die Bitcoin-Experten vor einer zu strengen Meldepflicht für Bitcoin-Dienstleister, die dazu führen könnte, dass solche Unternehmen ins Ausland abwanderten. Zudem werde dadurch jeder unter Generalverdacht gestellt.

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