Nach Supreme-Court-Urteil

Google will Standortdaten von Besuchern von US-Abtreibungskliniken löschen

APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
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Der Technologiekonzern reagiert damit auf das Abtreibungsurteil des Obersten Gerichtshofs. Behörden sollen die Daten nicht für Ermittlungen zu Schwangerschaftsabbrüchen nutzen können.

Google will künftig die Standortdaten von Nutzerinnen und Nutzern löschen, die Abtreibungskliniken, Frauenhäuser und andere intime Orte in den USA besucht haben. "Wenn unsere Systeme feststellen, dass jemand einen dieser Orte besucht hat, werden wir diese Einträge kurz nach dem Besuch aus dem Standortverlauf löschen", kündigte die Google-Managerin Jen Fitzpatrick am Freitag an. Die Änderung trete in den kommenden Wochen in Kraft.

Andere Orte, von denen Google künftig keine Standortdaten von Smartphones mehr speichern will, sind Kinderwunschkliniken, Suchtkliniken und Kliniken zur Gewichtsabnahme. Der Technologie-Konzern reagiert mit der Ankündigung auf das Abtreibungsurteil des Obersten Gerichtshofs der USA.

Der Supreme Court hatte vor gut einer Woche das Grundsatzurteil "Roe v. Wade" aus dem Jahr 1973 gekippt, das ein landesweites Recht auf Schwangerschaftsabbrüche verankert hatte. Damit können die US-Staaten Abtreibungen nun weitgehend oder sogar komplett verbieten. Einige konservativ regierte Staaten haben dies bereits getan.

Keine Nutzerdaten mehr für Ermittlungen

Aktivisten und Politiker hatten Google und andere Technologiekonzerne nach dem Urteil aufgefordert, den Standortverlauf und andere sensible Nutzerdaten nicht mehr zu speichern, damit sie von den Behörden nicht für Ermittlungen zu Schwangerschaftsabbrüchen genutzt werden können.

Fitzpatrick erklärte in einem Blogbeitrag, Google weise schon seit langem "allzu weit gefasste Forderungen der Strafverfolgungsbehörden" zurück. "Wir berücksichtigen die Datenschutz- und Sicherheitserwartungen der Menschen, die unsere Produkte nutzen, und wir benachrichtigen die Menschen, wenn wir behördlichen Anforderungen nachkommen", schrieb sie.

In den USA hatte es schon vor dem Supreme-Court-Urteil Befürchtungen gegeben, dass Behörden bei Ermittlungen zu Abtreibungen auf Smartphone-Standortdaten zurückgreifen könnten. Mehrere US-Staaten hatten in den vergangenen Monaten Gesetze verabschiedet, die Privatleute dazu ermutigen, Ärzte und andere Menschen zu verklagen, die Frauen bei einer Abtreibung geholfen haben.

Daten nicht für „Werkzeug von Rechtsextremisten"

Parlamentarier der Demokraten hatten deshalb im Mai einen Brief an Google-Chef Sundar Pichai geschrieben, in dem sie ihn aufforderten, das Sammeln von Standortdaten einzustellen, um die Daten nicht zum "Werkzeug von Rechtsextremisten" zu machen.

Tausende Menschen demonstrierten indes in Australien gegen die Aufhebung des grundsätzlichen Rechts auf Abtreibungen in den USA. Die größte der landesweiten Kundgebungen fand am Samstag in Melbourne statt, wo allein 15.000 Frauen und Männer durch die Straßen marschierten. "Wir sind hier, um uns für Frauenrechte in Australien und auf der ganzen Welt einzusetzen. Millionen Frauen in den Vereinigten Staaten wurden ihre Rechte entzogen, und wir sind darüber wütend", sagte Liz Walsh, eine der Protest-Organisatorinnen.

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(APA/AFP/Reuters)

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