Ich liebe dich (von meinem iPhone gesendet)

Ja, sehr geehrte Damen und Herren, es lässt sich abstellen. Einstellungen – Mail, Kontakte – Signatur. Und dann einfach löschen. Allein, es macht niemand. Und so erfreuen wir uns tagtäglich an allerlei hübschen E-Mails, unter deren eigentlichem Inhalt wir in der Signatur lesen können, dass die Nachricht von einem iPhone in den digitalen Äther geschickt wurde. Klar, wenn man schon ein solches Mobiltelefon hat, möchte man die Welt daran auch Anteil nehmen lassen. Was allerdings mitunter skurrile Blüten treibt. Oder würden Sie sich freuen, wenn auf Ihrem Display folgendes Geständnis zu lesen ist: „Ich liebe dich (von meinem iPhone gesendet)“. Das ist in etwa so charmant, als würde man nach einem Candlelight-Dinner getrennte Rechnungen verlangen, oder?

So wie es aussieht, dürfte in Apples Smartphone ein gewaltiger Wurm stecken – dass nämlich für das Gerät keine Understatement-App verfügbar ist. Dagegen scheint es an einer Applikation für Ausreden nicht zu mangeln. Die Signatur sei eine Entschuldigung für Tippfehler, die auf dem kleinen Display ja viel häufiger passieren als mit einer Computertastatur. Ja, eh. Andere wiederum meinen, sie wüssten gar nicht, wo man die Signatur abstellen kann – mit dem Herunterladen diverser Spielchen aus dem Apple-Shop haben sie dagegen keine Probleme. Wenigstens ehrlich wirken jene iPhone-Nutzer, die mit großen Augen fragen: „Wie, das kann man auch abschalten?“ Was allerdings auch ein schlechtes Licht auf die Produzenten wirft, denen man immerhin zutraut, diese Werbeeinschaltung tatsächlich jedem Nutzer aufzuzwingen. Als würde das Waschmittel auf dem Pullover seinen Werbeclaim hinterlassen, um den Vergleich mit der analogen Welt zu bemühen. Aber gut, solange Apple kein iWaschmittel herstellt... (auf meinem Computer geschrieben).

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2010)

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