Unterwegs

Wir sind uns wohl einig

Diese Reisesaison wird mühsam. Was lässt sich dagegen bloß tun?

Nein, ein bedingungsloser Spaß wird das Reisen heuer noch weniger als üblicherweise. Wie lässt es sich vermeiden, dass man aus der erhofften Entspannung angespannter zurückkehrt?

Wundermittel gibt es keines. Aber vielleicht darf ich aus eigener Erfahrung mit zermürbenden Reiseerlebnissen zart eines zu Debatte stellen: Den meisten Stress macht man sich selbst. Die Entkrampfung beginnt im eigenen Kopf. Ich erinnere mich beispielsweise an jenen Korsika-Urlaub vor ein paar Jahren, der am Flughafen von Charleroi mit einem Schock begann: Meine Frau hatte nur ihre amtliche belgische Meldekarte mit (schaut aus wie der Personalausweis, wird in Belgien auch so akzeptiert), Frankreich schrieb und schreibt kraft seiner terrorbedingten Ausnahmen vom Schengenkodex aber vor, dass man einen Reisepass oder echten Personalausweis mitführt. Also konnte sie nicht mitfliegen (sie kam einen Tag später nach). Die Aussicht darauf, allein mit der Vierjährigen, Koffern und dem klobigen Kindersitz abends in Bastia zu landen und dann per Mietauto noch über die Berge an unseren Ferienort zu fahren, ließ mich erschaudern (und manch nicht druckreifen Fluch ausstoßen). Doch dann fügte ich mich dem Schicksal, und ich begann, die Strapaz als Abenteuer und Gelegenheit zu sehen, eine missliche Lage zu meistern. Das machte die Reise nicht weniger mühsam. Aber sie war keine Zumutung mehr, sondern eine Vater-Tochter-Erfahrung, an die ich mich heute noch mit ein bisschen Stolz erinnere. In diesem Sinne: einen schönen Urlaub – und nutzen Sie diese Zeit mit Ihren Lieben!

oliver.grimm@diepresse.com

Nächste Woche: Timo Völker

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2022)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.