Neusiedler See

Das leise Verschwinden der Lacken im Seewinkel

Ein ausgetrockneter Nebenarm des Neusiedler Sees.
Ein ausgetrockneter Nebenarm des Neusiedler Sees.APA/NINA KORNBERGER
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Die Salzlacken sind wichtige Lebensräume für geschützte Tier- und Pflanzenarten. Die Lange Lacke ist dennoch verschwunden.

Fast könnte man meinen, es ist ein Pech für die Lacken im Seewinkel, dass man in ihnen weder baden noch Boot fahren kann. Natürlich ist das zynisch, denn es wäre alles andere als gut für diese seltenen salzhaltigen Seen. Aber eine solche Nutzung würde ihnen vielleicht die Aufmerksamkeit schenken, die sie bräuchten. Denn die Lacken verschwinden seit Jahrzehnten.

„Das war den Politikern meist egal, solang es die Lange Lacke und den Zicksee noch gibt, die sind auch touristisch interessant. Aber die Lange Lacke gibt es jetzt auch nicht mehr, die ist verschwunden“, sagt Michael Dvorak, Biologe und Fachmitarbeiter von Birdlife Österreich zur „Presse am Sonntag“. Die Vogelschutzorganisation hat erst kürzlich in einer Aussendung Alarm geschlagen und das Verschwinden der wichtigen mitteleuropäischen Vogelrastplätze kritisiert. Schuld ist, wie so oft, der Mensch und seine jahrzehntelangen Eingriffe in den Grundwasserhaushalt.

Während der Wasserstand im Neusiedler See für die Vogelwelt (je nach Art) weniger ein Problem ist, ist er das bei den Lacken sehr wohl. Die Salzlacken sind meist nur einen halben Meter tief. „Es wird oft von Austrocknung geredet, aber das ist nicht richtig. Es geht um eine Verlandung der Lacken, ein Verschwinden“, sagt Dvorak. Denn die Lacken sind aperiodische Gewässer, die regelmäßig im Sommer austrocknen und sich danach durch Regenwasser wieder füllen. Was aber vielerorts gefährdet ist, ist der salzhaltige Horizont aus feinem Sediment unter der Lacke, eine dichtende Schicht, wie es der Experte nennt. „Diese Lacken sind sehr alt, über 20.000 Jahre. Sie stammen aus der Eiszeit.“ Problematisch wird es für eine Lacke, wenn der Grundwasserstand permanent auf ein niedriges Niveau sinkt und dadurch die Salzzufuhr durchbrochen ist. Dann wandert eine normale Vegetation ein, der fehlende Salzgehalt macht die Lacke nicht mehr als Lebensraum für spezielle Tier- und Pflanzenarten brauchbar. Die Lacken werden undicht, verlanden und früher oder später wird daraus eine Gstätten.

„Bei der Langen Lacke ist das gerade passiert. Manche haben noch die Hoffnung, dass man sie teilweise erhalten kann, aber das ist sehr unwahrscheinlich“, sagt Dvorak. Viele andere, weniger bekannte Lacken haben in den letzten Jahrzehnten dasselbe Schicksal ereilt. „Ursprünglich gab es 139 Lacken im Seewinkel, heute sind davon noch 30 über, 20 davon sind krank.“

Die Lacken sind ein wichtiger Lebensraum von seltenen, geschützten Tier- und Pflanzenarten, wie der Seeregenpfeifer. „In den 1950er-Jahren gab es noch an die 100 Brutpaare, vor zehn Jahren waren es rund 25, jetzt sind es nur noch drei bis sechs Brutpaare, der ist also im Verschwinden.“

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