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Was ist der Sommerhit 2022?

Vielleicht Harry Styles mit seinem Ohrwurm „As It Was“?
Vielleicht Harry Styles mit seinem Ohrwurm „As It Was“?(c) APA/AFP/GETTY IMAGES/Dia Dipasupil (Dia Dipasupil)
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Das Jahr zeigt sich noch unentschlossen, was Sommerhits angeht. Ein paar Favoriten.

Dass Erotisierung auch in deutlich gröbere Bahnen gelenkt werden kann, beweist seit Jahr und Tag der Ballermann zu Mallorca. Zu zackigem Marschrhythmus wird heuer zur Billigtechnonummer „Layla“ eskaliert: „Die schöne Layla, die geile Layla, das Luder Layla, unsere Layla“, grölen DJ Robin & Schürze triumphal ihre Hymne auf Puffmutter Layla. Das Lied kann man schmerzfrei erst ab 2,5 Promille hören. Viel blöder geht es nicht mehr.

Am entgegengesetzten Ende des Qualitätsspektrums rangiert der großartige Harry Styles mit seinem Ohrwurm „As It Was“. Mit nicht zu wenig Schmelz in der Stimme zelebriert er die Macht der Liebe, eine Kraft, mit deren Hilfe man die Welt neu zu lesen imstande ist: „In this world, it's just us“, jubiliert er, befeuert von einer Feiertagsmelodie, wie man sie auch nur alle paar Jahre zu hören bekommt.

2022 ist jedenfalls ein Jahr, in dem sich kein eindeutiger Sommerhit aufdrängt. Dafür aber viele qualitativ gute Songs. Etwa vom aktuellen afrikanischen Weltstar Burna Boy. Der Nigerianer, der gern zwischen Dancehall und Afroreggae changiert, hat mit „Last Last“ ein prächtiges Lied samt Toni-Braxton-Sample für diesen Sommer im Köcher. Alle Rekorde schlägt einmal mehr Bad Bunny, der Bad Boy des Latin-Trap. Der aus Puerto Rico stammende Musiker hat schon über eine Million Zugriffe auf die eben veröffentlichte Midtempo-Nummer „Ojitos Lindos“ (übersetzt „Süße Augen“), die er gemeinsam mit der Sängerin Bomba Estéreo zum Besten gibt.

Massive Konkurrenz kommt von der US-R&B-Sängerin Lizzo. Ihr satt groovendes „About Damn Time“ erzählt vom Stress, den Rendezvous vorausgehen. Am Ende entert sie in gefährlicher Stimmung die Straße: „I'm comin' out tonight, okay, alright.“

Ein seriöser Anwärter auf die Krone des Sommerhits 2022 ist auch die römische Band Måneskin mit „Supermodel“. Die Nummer hat rockige Anklänge, groovt aber dennoch wie Hölle. Mit einem lapidaren „Yeah, she's a monster“, fasst Sänger Damiano David die mentale Verfasstheit eines dekadenten Supermodels zusammen. Das sanfte Duett des Briten Post Malone mit Rapperin Doja Cat entzückt hingegen mit erotischen Funken. „I Like You (A Happier Song)“ beweist, dass auch der Autotuneeffekt sinnlichen Mehrwert haben kann. Wunderbar klingt zudem das sanft pulsierende Duett „Die Hard“ des US-Rappers Kendrick Lamar, das er gemeinsam mit Amanda Reifer zelebriert. Mal sehen, wer am Ende die Nase vorn hat. Das derbe „Layla“ sollte es jedenfalls nicht sein. SAM

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2022)

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