Quergeschrieben

Keiner hat eine Lösung, aber Hauptsache, es wird brav gegendert

Die Schulen leiden an Personalmangel und anderen Problemen. Was macht die Politik? Sie sucht das „Lehrerinnen- und Lehrerbild der Zukunft“.

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Martin Polaschek kann nichts dafür; er ist erst seit einem halben Jahr Bildungsminister und hat die Misere geerbt. Heinz Faßmann war von 2017 bis 2021 im Amt. In den letzten zwei Jahren seiner Tätigkeit ging es aber ausschließlich um Corona, andere Anliegen hatten Pause. Davor saß Sonja Hammerschmid im Bildungsministerium. Ihre Amtszeit dauerte nur eineinhalb Jahre. Da kann man leider nicht viel ausrichten.

Persönlich mag kein Ressortchef der letzten Jahre schuld sein, das Ergebnis ist trotzdem unerfreulich: Österreich gehen die Lehrer aus. Viele Schulen wissen derzeit nicht, wie sie den Betrieb im Herbst sicherstellen sollen. In aller Eile wird nun versucht, Quereinsteiger in den Beruf zu locken. Dabei kann das Problem an sich keine Überraschung sein. Dass die Generation der Babyboomer unter den Pädagogen irgendwann in Pension gehen würde (und zwar jetzt oder demnächst), war zu erwarten. Menschen arbeiten nicht ewig, schon gar nicht in Österreich.

Die Personalsorgen wurden noch größer, weil eine erhebliche Zahl an Lehrkräften nach zweieinhalb Jahren im Pandemiemodus die Flucht antrat – in den Ruhestand oder in eine andere Branche. Viele Schüler hätten das wahrscheinlich auch gerne gemacht, aber sie können leider nicht davonlaufen. Martin Polaschek erklärte jüngst in der ZiB 2, was jetzt zu tun sei, um die Probleme zu lösen: „Wir brauchen ein Lehrerinnen- und Lehrerbild der Zukunft.“ Mit diesem einen Satz ist über das heimische Schulwesen alles Wesentliche gesagt, finde ich: Keiner hat eine brauchbare Idee, aber Hauptsache, es wird brav gegendert. Letzteres wird in keinem anderen Umfeld so ernst genommen wie im Bildungsbereich. Um den Inhalt geht es erst danach.

Es gab ein paar gute Leute unter den Ministern der vergangenen Jahrzehnte. Das System hat alle kleingekriegt. Auch Polaschek wirkte noch vor Kurzem motiviert und kompetent. Jetzt sitzt er im Fernsehen wie die personifizierte Hilflosigkeit. Was immer man ändern könnte, muss erst einmal evaluiert werden. Zu jeder drängenden Frage läuft irgendwo eine Studie, deren Ergebnis dann vielleicht irgendwo anders einfließen wird. Kein Missstand lässt sich schnell beseitigen, weil garantiert jemand dagegen ist und laut genug protestiert.

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