Börse

Ölriese ist teuerstes Unternehmen

An der Börse ist kein Unternehmen mehr wert als der saudische Ölriese Saudi Aramco.
An der Börse ist kein Unternehmen mehr wert als der saudische Ölriese Saudi Aramco. (c) REUTERS (MAXIM SHEMETOV)
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Die Kursstürze an den Börsen brachten Verschiebungen im Ranking der wertvollsten börsenotierten Unternehmen. Europas Konzerne fallen immer weiter zurück.

New York/Frankfurt. Der Kurssturz an den Aktienmärkten seit Beginn des Ukraine-Kriegs wirbelt das Ranking der 100 wertvollsten börsenotierten Konzerne durcheinander. Der saudische Ölkonzern Saudi Aramco hat im ersten Halbjahr Apple auf Platz zwei verdrängt, wie aus einer Untersuchung des Beratungsunternehmens EY hervorgeht. Die Turbulenzen trafen vor allem die Technologiekonzerne hart, Energieunternehmen erlebten dagegen eine Renaissance.

Mit einem Börsenwert von 2,3 Billionen Dollar (rund 2,2 Billionen Euro) zum Stichtag 30. Juni 2022 war Saudi Aramco das teuerste Unternehmen der Welt. Apple, Ende 2021 noch an der Spitze der Top 100, landete mit 2,2 Billionen Dollar auf Rang zwei. Deutsche Konzerne sind erstmals seit Beginn der EY-Erhebungen im Jahr 2006 nicht mehr unter den Top 100 vertreten. Die ATX-Konzerne in Österreich sind noch weiter von den weltweiten Top 100 entfernt.

Vernichtete Billionenwerte

Der Kursrutsch an den Weltbörsen vernichtete im ersten Halbjahr 2022 Billionenwerte. Allein die Marktkapitalisierung – also der Wert der an der Börse gehandelten Aktien – der 100 teuersten Unternehmen sank den Angaben zufolge im Verlauf der ersten sechs Monate um 17 Prozent oder 6,1 Billionen Dollar auf rund 29,8 Billionen Dollar. Der Börsenwert der lang favorisierten Technologiekonzerne brach dabei gegenüber dem Jahresende 2021 (Stichtag: 31. 12. 2021) um 28 Prozent ein. Die Öl- und Gasunternehmen unter den Top 100 steigerten ihren Börsenwert gegen den Trend um 19 Prozent.

Zuletzt setzten Investoren eher auf Profitabilität als auf Wachstum, erläuterte Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY Deutschland. Das Geld sitzt nicht mehr so locker, die Anforderungen an Unternehmen und Finanzkennzahlen steigen. US-Konzerne dominieren das Ranking. Unter den ersten zehn finden sich Microsoft, Alphabet, Amazon, Tesla, Berkshire Hathaway, United Health, Johnson & Johnson sowie Meta. Der wertvollste europäische Konzern war der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé auf Rang 20, Software-Anbieter SAP war auf Platz 113 der teuerste deutsche Konzern.

Ahlers rechnet damit, dass der Digitalisierungsschub, den die Coronapandemie ausgelöst hat, die Börsen in den kommenden Jahren prägen wird. Hier seien Europa und Deutschland schwach aufgestellt. Von den 23 Technologieunternehmen im Top-100-Ranking haben demnach 17 ihren Hauptsitz in Nordamerika, vier in Asien und nur zwei in Europa.

Die Digitalisierung hat das Gewicht Europas an den Weltbörsen in den vergangenen Jahren schrumpfen lassen. Ende 2007 kamen noch 46 der 100 wertvollsten Unternehmen rund um den Globus aus Europa. (APA/DPA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2022)

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