Wiener Linien

Putin bremst Wiens Straßenbahn

Hersteller Alstom fehlt es an Edelstahl und Elektronik, um die Flexity für die Wiener Linien ausliefern zu können.
Hersteller Alstom fehlt es an Edelstahl und Elektronik, um die Flexity für die Wiener Linien ausliefern zu können.Clemens Fabry / Die Presse
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Heuer sollten mehr als 20 Stück der neuen Flexity geliefert werden. Im ersten Halbjahr kamen gerade einmal drei. Mitverantwortlich dafür ist auch der Ukraine-Krieg.

Wien. Die Lieferung der Flexity-Straßenbahnen an die Wiener Linien läuft alles andere als plangemäß. Für das Jahr 2022 sollten mehr als 20 Stück geliefert werden – Jörg Nikutta, Geschäftsführer des Herstellers Alstom, sprach gegenüber der „Presse“ im vergangenen Dezember von 23 Stück, die 2022 geliefert werden sollen. Allein, in den ersten sechs Monaten des Jahres hinkt man dem Plan hinterher, denn bis jetzt sind gerade einmal drei Stück bei den Wiener Linien gelandet. Immerhin, eine vierte Garnitur soll Mitte Juli kommen. Aber in diesem Tempo wird es sich mit den geplanten Fahrzeugen für dieses Jahr nicht ausgehen.

„Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die ursprünglichen Pläne einzuhalten, können das aus heutiger Sicht aber nicht garantieren“, heißt es von Alstom in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der „Presse“. Als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine inklusive der Sanktionen gegen Russland und Belarus seien „die ohnehin durch die Covid-Pandemie geschwächten weltweiten und insbesondere europäischen Lieferketten noch weiter destabilisiert worden“.

Kein Nachschub bei Stahl

Tatsächlich hatte das Unternehmen schon wegen Corona Schwierigkeiten, die vereinbarten Stückzahlen der Flexity-Straßenbahn an die Wiener Linien zu liefern. Verantwortlich machte man damals dafür den fehlenden Nachschub an hochwertigem Edelstahl. Schon 2021 kam man deswegen gerade einmal auf acht Exemplare, die man ausliefern konnte. Aber man zeigte sich optimistisch, dass man 2022 den eingefahrenen Rückstand aufholen würde.

Allein, „die im Dezember 2021 angenommenen Verbesserungen der Rahmenbedingungen“ seien „nur teilweise bzw. verzögert realisierbar gewesen“. Dazu seien neue Engpässe bei Elektronik gekommen und weitere Unterbrechungen der Lieferketten. Unter anderem sei auch ein Stahlwerk in der Ukraine zerstört worden, was zu „deutlichen Beschaffungsproblemen in der Branche“ geführt habe. Dementsprechend seien die Lieferzeiten unverändert hoch. Immerhin: „Die im Vorjahr bestellten Mengen konnten bereits angeliefert werden und für unsere Produktion eingesetzt werden.“

Es ist also nach der Corona-Pandemie mit all ihren Folgen nun auch der Ukraine-Krieg, der direkten Einfluss auf die Lieferung der Flexity-Straßenbahnen an die Wiener Linien hat, „durch direkte und indirekte Sanktionsauswirkungen, Transportrestriktionen, zerstörte Transportkapazitäten die Elektronikbauteilkrise sowie durch Preiserhöhungen, die Lieferanten in Lieferschwierigkeiten bringen“, wie man es bei Alstom formuliert.

Das geht für den Konzern natürlich auch ins Geld. Denn jede einzelne Garnitur hat einen vereinbarten Liefertermin – wird der nicht eingehalten, wird eine Pönalzahlung an den Kunden fällig. Schlecht für Alstom, besser für die Wiener Linien. Denn zum einen kommt so unverhofft Geld ins Budget. Und zum anderen hat die Verspätung keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Fahrbetrieb. Es müssen lediglich einige ältere E2-Garnituren länger eingesetzt werden. Die Straßenbahnen, die zwischen 1978 und 1990 in Betrieb genommen wurden, sind halt nicht barrierefrei, aber sonst sehr robust. Und über den Sommer ist der Fahrplan ohnehin ausgedünnt, da bleiben einige Garnituren sowieso in der Remise stehen.

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