Ausschreitungen

Mindestens 18 Tote bei schweren Unruhen in Usbekistan

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Die Proteste in Karakalpakstan hatten sich über die neue Verfassung entzündet, die die Autonomie der Provinz nicht mehr ausdrücklich nennt. Ein behördenvertreter sprach von Tausenden Verletzten.

Bei Unruhen in der Provinz Karakalpakstan in Usbekistan hat es nach Angaben der Behörden mindestens 18 Tote und 243 Verletzte unter Zivilbevölkerung und den Sicherheitskräften gegeben. Die Proteste hatten sich vor Tagen an Plänen der Regierung entzündet, die Autonomie der Provinz einzuschränken: In der neuen usbekischen Verfassung wird die Souveränität der autonomen Republik nicht mehr ausdrücklich erwähnt.

Präsident Schawkat Mirsijojew hatte sich bereits am Sonntagabend mit einer Erklärung an die Bevölkerung gewandt: Randalierer hätten in der Stadt Nukus "zerstörerische Aktionen" getätigt, Steine geworfen, Feuer gelegt und die Polizei angegriffen, hieß es darin. "Leider gibt es Opfer unter der Zivilbevölkerung und den Ordnungskräften", sagte er.

Erst am Samstag hatte Mirsijojew Pläne zur Rücknahme der Autonomie der Provinz nach den Protesten fallen lassen, die seinen Angaben nach am Freitag begonnen hatten.

Unbestätigte Berichte über Dutzende weitere Tote

Unangemeldete Demonstrationen sind in Usbekistan verboten. Ein lokaler Behördenvertreter sagte einer Internet-Nachrichtenseite, dass Tausende Menschen verletzt worden seien und sich in Krankenhäusern befänden. Laut dem oppositionellen Exilpolitiker Pulat Ahunov, der die Zahl der Toten am Sonntag mit mindestens fünf bezifferte, gibt es unbestätigte Berichte über Dutzende weitere Tote.

Usbekistan ist ein streng kontrollierter zentralasiatischer Staat und eine ehemalige Sowjetrepublik, in der die Regierung hart gegen jede Form von Kritik vorgeht. Menschenrechtsorganisationen prangern Polizeigewalt an. "Es gibt unbestätigte Berichte über exzessive Gewaltanwendung durch Sicherheitskräfte während der Proteste in Nukus am 1. Juli", schrieb der Direktor für Europa und Zentralasien bei Human Rights Watch, Hugh Williamson, via Twitter. Er forderte eine Untersuchung der Vorgänge.

Das Außenministerium des Nachbarlandes Kasachstan, dessen Regierung Anfang Jänner gewaltsame Proteste niedergeschlagen ließ, zeigte sich besorgt über die Ereignisse in Usbekistan. "Wir begrüßen und unterstützen die Entscheidungen der usbekischen Führung, die Situation in Karakalpakstan zu stabilisieren", so das Ministerium in einer Erklärung.

Karakalpakstan liegt im Westen Usbekistans und hat nur etwa zwei Millionen der insgesamt etwa 35 Millionen Einwohner des Landes. Doch nimmt die Republik fast 40 Prozent der Landesfläche ein. Karakalpakstan hat ein eigenes Parlament; Karakalpakisch ist neben dem Usbekischen als Amtssprache anerkannt.

(APA/Reuters/red.)

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