Bergungsarbeiten

Gletscherbruch in den Dolomiten: Zahl der Vermissten auf fünf gesunken

Nach dem Lawinen-Unglück in den italienischen Dolomiten werden die Such- und Rettungsarbeiten fortgesetzt.
Nach dem Lawinen-Unglück in den italienischen Dolomiten werden die Such- und Rettungsarbeiten fortgesetzt.APA/AFP/PIERRE TEYSSOT
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Sieben Menschen wurden von der tödlichen Gletscherlawine getötet, acht weitere wurden verletzt. Fünf Personen gelten weiterhin als vermisst. Die Suche wird mit Drohnen fortgesetzt.

Die italienischen Rettungskräfte suchen nach der tödlichen Gletscher-Lawine in den Dolomiten weiter nach Vermissten. Ihre Zahl hat sich inzwischen auf fünf verringert, nachdem einige als vermisst gemeldete Personen kontaktiert werden konnten. So setzten sich vier gesuchte Tschechen mit den Rettungseinheiten in Verbindung, auch weitere drei vermisste italienische Alpinisten befanden sich nicht am Unglücksort und sind wohlauf.

Die fünf Vermissten sind alle Italiener. Sieben Todesopfer und acht Verletzte lautet die vorläufige Bilanz des Unglücks. Von den Toten wurden bisher vier Italiener identifiziert, darunter ein 52-jähriger Bergführer. Er soll eine der beiden Seilschaften geführt haben, die dann verschüttet wurden. Bei den anderen Todesopfern dürfte es sich um Ausländer handeln, ihre Identität war jedoch noch nicht bekannt. Die Wahrscheinlichkeit, die Vermissten noch retten zu können, sei äußerst gering, berichteten Rettungseinheiten. "Wir geben aber die Hoffnung nicht auf, noch jemanden lebend zu finden", sagte Fausto Zambelli, Sprecher der Feuerwehr.

Acht Menschen wurden bei dem Unglück verletzt. Unter ihnen sind ein 67 Jahre alter Mann und eine 58-jährige Frau aus Deutschland, die in eine Klinik in der Provinz Belluno gebracht wurden, wie das Krankenhaus mitteilte. Ihr Gesundheitszustand stabilisiere sich, teilte die Gesundheitsbehörde in Venetien am Dienstagabend mit, in deren Kliniken der Mann und die Frau liegen. Ein Verletzter, der mit schweren Frakturen im Krankenhaus von Treviso liegt, konnte inzwischen identifiziert werden. Dabei handelt es sich um einen 30-Jährigen aus der Region Venetien, der von seinen Eltern gesucht wurde.

Mit Wärmebildkameras ausgestattete Drohnen, die auch im Dunkeln eine Person aufspüren können, durchkämmten die Rettungseinheiten den Marmolata-Gletscher (alternativ: Marmolada) auf der Suche nach den Vermissten. Dabei wurden einige Leichenstücke entdeckt. Auch Bergausrüstung und Kleidungsstücke wurden an dem Unglücksort gefunden. Unklar sei jedoch, ob es sich tatsächlich um Gegenstände der Opfer handle, berichtete ein Mitglied der Helikopter-Einheit des Trentinos.

Suche nach Vermissten aus der Luft

Die Suche wird in den nächsten Tagen in der gleichen Weise fortgesetzt, da die Gefahr weiterer Gletscherbrüche den Einsatz vom Boden aus unmöglich macht. "Wir setzen die Suchaktion mit Drohnen und Hubschraubern fort, um das Leben der Rettungseinheiten nicht aufs Spiel zu setzen. Wir können das Leben von Menschen nicht gefährden", sagte der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

"Die Suche muss weitergehen. In den nächsten Tagen werden wir weiterhin mit Drohnen arbeiten. Wir überwachen den Hang Tag und Nacht. Wir können nicht mehr graben, die Schneemasse hat sich so sehr verfestigt, dass man sie nicht einmal mehr mit einer Spitzhacke durchschneiden kann", erklärte der Präsident des Nationalen Alpenrettungskorps, Maurizio Dell'Antonio.

„Lang nicht mehr zugänglich"

Der Zugang zur Marmolata-Spitze ist Touristen verboten, wie der Bürgermeister der Ortschaft Canazei, Giovanni Bernard, mitteilte. Die Seilbahn, die Touristen auf die Spitze Punta Rocca auf 3.265 Meter führte, wurde stillgelegt. Diese führt Touristen vom Berghang in der Provinz Belluno in zwölf Minuten auf die Bergspitze. Trotz des Verbots seien am Dienstag Bergsteiger unterwegs, darunter Schaulustige, die den Unglücksort sehen wollten. Wegen der Gefahr weiterer Schneeeinbrüche sei dies durchaus gefährlich, warnten die Behörden. "Der Berg wird lang nicht mehr zugänglich sein", betonte Zambelli.

Auf Erdrutsche spezialisierte Techniker erklimmen die Marmolata, um Radare zu installieren, die in der Lage sind, sehr schnelle Bewegungen, wie Lawinen, und langsamere, wie Erdrutsche, zu erkennen. Die Spezialisten werden von Nicola Casagli, Professor für angewandte Geologie an der Universität Florenz, angeleitet. Laut Casagli sei die Katastrophe "auf den anomalen Temperaturanstieg zurückzuführen, ein Ereignis, das nicht jeden Tag eintritt und nicht leicht vorherzusagen ist".

Der italienische Staatschef Sergio Mattarella bezeichnete den Gletscherbruch als "Tragödie" des Klimawandels. "Es gibt Länder, die sich gegen den Klimawandel nicht engagieren. Jeder muss mehr Verantwortung übernehmen", so Mattarella laut Medienangaben.

(APA)

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