Schwule, Lesben, Transvestiten: Magnus Hirschfeld kämpfte für ihre Rechte. Als Forscher interessierte er sich für alle sexuellen „Zwischenstufen“.
Moderne Sexualität

Wo man Hilfe in sexuellen Nöten fand

Vom Kampf für die Rechte Homosexueller bis zu fragwürdigen „Verjüngungstherapien“: Ein Buch erzählt die Geschichte der wohl schillerndsten wissenschaftlichen Einrichtung im Berlin der Goldenen Zwanziger.

Dieser Mann habe sein Lebenswerk „rassischer Unzucht“ gewidmet, verkündete Joseph Goebbels. Er sei „einer der homosexuellen Schutzheiligen“, und nach der „deutschen Revolution“ werde all das „zugeklappt werden, und zwar mit einem gehörigen Ruck“.
Dieser Mann: Das war der deutsch-jüdische Arzt Magnus Hirschfeld. Im Ausland wurde er in jenen Jahren als führender deutscher Sexualreformer gefeiert. Auf einer Weltreise erwiesen ihm Prominente von Einstein über Buster Keaton bis hinauf zum japanischen Kaiser Hirohito ihre Reverenz. In Deutschland aber war er schon lang ein Außenseiter, und die Attacken auf seine wissenschaftliche Arbeit verbanden sich zum Teil nahtlos mit antisemitischen Schmähungen. 1933 wurde sein Institut geplündert, er selbst war da schon außer Landes, starb zwei Jahre später im französischen Exil.

„Der Liebe und dem Leid“ heißt das bei Suhrkamp erschienene Buch, in dem der deutsche Medizinhistoriker Rainer Herrn nun im Detail die vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zur Machtübernahme Hitlers reichende Geschichte von Hirschfelds umstrittenem Institut für Sexualwissenschaft erzählt. Institutsgeschichte, wie schrecklich trocken das klingt. Doch was in dieser Einrichtung und rund um diese in den Goldenen Berliner Zwanzigerjahren an wissenschaftlichen Experimenten und Streitigkeiten, gesellschaftlichen Veränderungsversuchen und Kollisionen stattfand, geht in einer Zeit, in der die Geschichte sexueller Minderheiten auf so großes Interesse stößt wie noch nie, mehr als nur Experten an.

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