Wiener Ansichten

Donau City: Ein Hochhaus mit Hochhaus-Allergie?

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Wenn man den Fassadenhautarzt rufen will: von Bausünden und einem Turm namens DC 3.

Kann denn schiach sein Sünde sein? Von Bausünde ist oft einmal die Rede, wo man das Wahre, Gute, Schöne in der Baukunst gefährdet sieht, wiewohl doch andererseits ein Dekalog der Architektur, auf alle Zeit gemeißelt in Gesetzestafeln, bis dato noch keinem Baukultur-Moses überantwortet worden wäre. Und wer könnte sich zu jenem Architekturgott aufwerfen, der selbigen diktierte, ohne umgehend der Gefahr ausgesetzt zu sein, von seinem Himmelsthron gefegt zu werden?

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Der Tanz ums goldene Immobilienkalb dagegen, der tobt Tag für Tag nur umso rasender durch unsere Liegenschaften. Wo's an anderen Maßgaben mangelt, da wirft sich eben die Rendite zum Götzen auf, dem jede und jeder Reverenz zu erweisen hat: idealerweise materialisiert in Form jener Hochhäuserei, von der schon einer ihrer frühesten Apologeten, der US-Amerikaner Cass Gilbert (1859–1934) ganz genau wusste, was sie im Eigentlichen sei – nein, keine Frage der Ästhetik, vielmehr „a machine that makes the land pay“.
So wollen wir uns nicht lang wundern, wenn eine solche Maschine auch einmal recht maschinell daherkommt. Maschinell wie der Turm namens DC 3, der seit Kurzem den an einschlägigen Hervorbringungen ohnehin schon allzu üppigen Bestand der Donau City bereichert. Von der Spitze bis fast ins Untergeschoß in Aluminium gehüllt, vermittelt er 110 Meter hoch den Charme der Industrie. Das Gebeule freilich, das diese Aluhaut augenscheinlich befallen hat, legt den Ruf nach einem Fassadenhautarzt nahe. Was mag diesen Ausschlag verursacht haben? Ob da ein Hochhaus womöglich allergisch auf andere Hochhäuser reagiert?

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